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+ | ==== Gestatten, mein Name ist Geist. Herr Geist ==== | ||
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+ | Wir schreiben den 25. Quartus im Jahre 1667 nach dem Propheten. In Montaigne bricht das Frühjahr an. In der kleinen Provinz La Motte verging der heutige Tag ohne großartige Vorkommnisse. Der Lehensherr über ein kleines Dorf namens Pays d'or verte, der vor einem halben Jahr aus Castillien zurückkehrte und seine schwere Krankheit auf wundersame Weise bezwungen hatte erwartete diesen Abend Gäste. Es wurde zur Tradition, dass wann immer er eine längere Reise antritt, ein gesellschaftlichen Abend mit engen Freunden verbrachte. | ||
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+ | An diesem Abend trafen ebenso zwei Fremde in dem kleinen Dorf ein. Der avalonische Barde namens Rory und der eisenländischer Forscher Georg von Drachenfaust. Beide wurden angezogen durch die Geschichten, | ||
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+ | Die beiden Männer ließen sich in dem örtlichen Gasthaus nieder und lernten sich dabei kennen, als sie mit der Fremdenfeindlichkeit der Einwohner konfrontiert wurden. Zu einem unglaublichen Wucherpreis wurde ihnen eine Übernachtungsmöglichkeit angeboten. Dies ließen sich die beiden Adeligen nicht bieten und wurden trotz später Stund beim örtlichen Adel vorstellig. | ||
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+ | Zur selben Zeit traf bereits der erste Gast des Lehensherren ein. Ein entfernter Verwandter. Sie begrüßten sich dem Anlass entsprechend und unterhielten sich über Ihre gemeinsame Vergangenheit. Als es an der Tür läutete. Die beiden Besucher beschwerten sich über die Zustände und das Verhalten den Gästen gegenüber. Das Problem wurde kurzer Hand geklärt, als der Herr des Dorfes seinen Sekretär mit den Fremdländern zurück in das Gasthaus schickte. Außerdem gingen Sie auf Grund Ihres Besuches eine Wette ein. Der Avalonier, Sportsmann wie er ist, sprach, dass er sobald er einen Geist sieht, die Differenz des Wucherpreises zu dem neuen Preis als Wetteinsatz an den montaignischen Blaublüter zahlen würde. Der Montaigner hingegen würde zahlen, wenn der Barde keinen Geist zu Gesicht bekäme. Wohlwissend, | ||
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+ | Während der Sekretär die beiden Besucher zurück in das Gasthaus begleitete, trafen die Gäste des Adeligen ein und das kleine Abendbankett konnte beginnen. Die Fremdländer zahlten für schlichte Zimmer und warme Betten einen angemessenen Preis und bereiteten sich auf die Nachtruhe vor. Der Zufall wollte es, dass die beiden Zimmer direkt nebeneinander lagen. | ||
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+ | Während der Mann von der inishen Insel noch zu wach war, bettete sich der eisenländische Forscher bereits zur Ruhe, während sein Diener im Nebenraum des Zimmers zu Gange war. Plötzlich ertönte ein Schrei und der Diener kroch rückwärtig aus dem Nebenraum, gefolgt von einer matt-weiß leuchtenden, | ||
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+ | Rory hörte im Zimmer nebenan den spitzen Schrei und machte sich mit seiner treuen Pistole auf zur Nachbartür. Diese war verschlossen und auch auf Klopfen und Rufen reagierte niemand im Inneren. Rory entschied sich, durch das Fenster seines Zimmers hinauszusteigen um in Georgs Zimmer blicken zu können. Waghalsig, aber gekonnt hangelte er sich über die Fassade bis zum anderen Fenster. Ein Blick in dem Raum verriet ihm, welche Ursache der Tumult hatte. Mit dem Unterkörper im Bett verschwunden, | ||
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+ | Rory stellte dem Geist Fragen über seine Existenz. Diser antwortete jedoch nicht. Rory fand schnell heraus, dass der Geist scheinbar nicht über die Gabe des Sprechens verfügte und somit verständigte sich der Geist mit einem einfachen Kopfnicken oder Kopfschütteln. | ||
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+ | Plötzlich verschwand der Geist durch den Boden hindurch. Georg und Rory folgten dem Geist und begaben sich in den Gastraum. Der Schankraum war vollkommen verändert. Jeder Gegenstand im Raum schwebte langsam um die eigene Achse rotierend im Raum. | ||
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+ | Rory ging bedachten Schrittes durch den Raum auf den Geist zu. Plötzlich glitt der Geist wieder durch den Boden davon und in diesem Augenblick fielen alle schwebenden Möbel mit einem Schlag nach unten. Rory stand ungünstig mitten im Raum, direkt unter einem schwebenden Stuhl. Dieser fiel ihm auf den Kopf und warf ihn zu Boden. Der Stuhl zerbarst und Rory erlitt eine leichte Verletzung. Während Georg im zu Hilfe eilte, entdeckten die beiden direkt vor dem Barden einen Ring für eine Falltür. Mit vereinten Kräften öffneten sie den geheimen Durchgang nach unten. Eine alte Metallleiter führte hinab in den finsteren Untergrund. | ||
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+ | Dort trafen sie das Gespenst erneut. Es schwebte über einem Skelett. Während Georg die Fackel hielt, nahm Rory den toten Mann unter Augenschein. Den Überresten und dem Aussehen des Geistes zu urteilen stammte er aus der Zeit des Numanischen Imperiums. Vermutlich war der Mann eine Wache des Landes, welches später einmal Montaigne heißen sollte. Er ist wahrscheinlich während der Eroberung durch das Imperium gefallen. | ||
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+ | Sie bemerkten, dass sie auf einen langen Tunnel gestoßen sind. Diesem folgten die beiden und entdeckten unterwegs noch ein paar Skelette, wahrscheinlich Kameraden des Geistes. Am Ende des Tunnels gab es eine weitere Leiter zu einer Falltür. Georg lauschte oben angekommen an der Holzklappe und konnte Stimmen hören, die montaignisch sprachen. Er verursachte durch seine Dracheneisenpanzerhand, | ||
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+ | Der Lehensherr fand sich mit seinen Gästen an seiner langen Speisetafel wieder. Gemütliches Speisen in Gesellschaft und ein anschließendes Kartenspiel standen auf dem Plan. Als alle Gäste gesättigt waren, wurden die Karten gezückt. Der Abend schritt immer weiter fort, der Wein des Lehensherren wurde verköstigt und in Lobpreisungen gewürdigt. Plötzlich wurden die Gespräche durch ein lautes Kratzen unterbrochen. Die Anwesenden suchten mit Ihren Blicken nach der Ursache, konnten jedoch nichts finden. | ||
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+ | Sie bemerkten, dass das Geräusch seine Ursache unter dem Tisch verbarg. Dieser wurde mit Manneskraft zur Seite gehoben und eine Falltür wurde unter dem Teppich freigelegt. Vorsichtig wurde diese geöffnet und der Lehensherr blickte in die bekannten Gesichter der beiden Fremdländer. Die Erkenntnis über den Tunnel wurde weitergegeben und die Herren wurden zurück zum Gasthof begleitet, gingen jedoch mit einer Einladung des Lehensherren von danne, am Tage darauf vormittags auf dem Anwesen des Adeligen weiter darüber zu sprechen. | ||
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+ | Der Verwandte des Lehensherren forderte den Adeligen zum Gespräch unter vier Augen auf. Am nächsten Tag kam es im Büro dazu. Geheimnisse über die Vergangenheit wurden ausgetauscht und vielleicht sogar ein Bündnis zweier Männer mit einem ähnlichen Leben geschlossen. | ||
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+ | Die beiden Fremdländer erwachten gut erholt im Gasthaus. Bald würden Sie zur Residenz des Adeligen schreiten, um weiteres zu besprechen. Doch alle Beteiligten ahnten nicht, dass auf der Straße zum Dorf, noch eine halbe Stunde entfernt, eine Kutsche von galoppierenden Pferden angetrieben, | ||
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+ | ====Verfrühte Abreise==== | ||
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+ | Rory und Georg beendeten ihre Vorbereitungen und verließen das Gasthaus. Vor der Tür hielt eine Kutsche. Ein gehetzt aussehender junger Eisenländer stieg aus, bevor der Kutscher seinen Fahrgästen die Türe öffnen konnte. Er ging schnellen Schrittes davon. | ||
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+ | Ein weiterer Adeliger schien mit dieser Kutsche angekommen zu sein. Der Mann war offensichtlicher Herkunft aus Vendel. Er versuchte, in dem selben Gasthof unterzukommen, | ||
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+ | Der politische Ratgeber aus Vendel beschloss, sich bei dem Adeligen des Dorfes zu beschweren. Daher begab er sich auf den selben Weg wie die beiden anderen Fremdländer. Er holte Georg und Rory ein und stellte sich Ihnen als Kirk van Thorshöfen vor. | ||
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+ | In der Villa von Thomé herrschte große Aufregung. Der Eisenländer Ludwig Falkner, der mit der Kutsche angekommen ist, überbrachte eine Nachricht. Diese war auf eine typische Art und Weise verschlüsselt, | ||
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+ | Es herrschte reges Treiben in dem Haus. Die Diener packten eilig das Gepäck und Thomé erklärte den drei Fremdländern, | ||
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+ | Wieder in der Villa angekommen berichteten die beiden von den Erlebnissen im Dorf. Die Kutsche von Thomé war bereit und so stiegen alle ein. Bei der Abfahrt erhaschten sie einen Blick ins Dorf, wo sich vor dem Gasthof eine größere Menschenmenge zusammengefunden hat und einen Kreis bildete. In der Mitte des Kreises wurde ein Mann, vermutlich der Wirt, aufs Übelste geschlagen. Traurig setzten Thomé und seine Begleiter zur Flucht in die andere Richtung an. | ||
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+ | Sie planten, einen Umweg nach Osten zu nehmen, um das Dorf nördlich zu umrunden. Die erste Nacht verbrachten sie unter freiem Himmel in einem Waldstück. Eine unheimliche Stille erfüllte das Gelände. Im Wald entstand ein übernatürlicher Schimmer. Die Gruppe konnte einen Geist sehen, der sich schwebend näherte. Das Unterholz erhob sich in die Luft und folgte dem Geist. Thomé und Albert reagierten schnell, als sie den Geist zwischen zwei Spiegeln einsperrten und das Gefängnis versiegelten. Unter Staunen der anderen Gruppenmitglieder verpackten Sie den gefangenen Geist in Thomés Gepäck. | ||
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+ | Als sie in der Ferne die Hufe eines Pferdes hörten, schlugen sie sich ins Gebüsch und warteten ab. Ein Mann in roter Robe kam an die Kutsche heran und inspizierte sie genauer. Die Flüchtigen riefen ihm aus dem Gebüsch zu, er solle seine Waffe fallen lassen und sich ergeben. Darauf näherte sich der Mann der Inquisition dem Unterholz. Jetzt rief Rory und befahl das selbe. Der Mann erstarte, als ihm bewusst wurde, dass er geradewegs in eine Falle getappt ist. | ||
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+ | Die Männer verhafteten ihn. Sie befragten ihn nach seinen Motiven und seinem Befehl. Er sollte im Auftrag seines Herren, Hochinquisitor Fernando Aquillez, zusammen mit weiteren Männern die Umgebung erkunden und nach den Flüchtigen suchen. Thomés Verwandter versuchte, den Mann von seinem Glauben abzubringen, | ||
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+ | Nach einer weiteren Nacht auf der Straße trafen sie wieder auf den eigentlichen Weg Richtung Küste und somit auch Entours. Dort warteten zwei Bauern. Sie behielten die Weggabelung im Auge und erspähten die Kutsche. Als die Gruppe vor ihnen Halt machte, gaben sie sich als Einwohner von Pays d'or verte aus. Thomé konnte sich an die Männer nicht erinnern, so dass die Gruppe die Männer bedrohte. Sie drohten ihnen an, bis zehn zu zählen und sie dann zu erschießen, | ||
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+ | Einige ruhigere Tage vergingen, bis die Männer in Entours ankamen. Sie mieteten sich mit Alberts Hilfe in einem Gasthaus ein. Thomé und Rory versuchten, die geheimnisvolle Botschaft zu entschlüsseln. Sie errieten, dass "Der goldene Fluss" ein melodramatisches Musikstück von einem eisenländischen Komponisten aus Freiberg ist, dessen Name Michael Hafner ist, wie Rory in der hiesigen Bibliothek in Erfahrung brachte. | ||
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+ | Thomés Vetter befand sich ebenfalls auf der Straße, um sich ein wenig umzuschauen. Thomé selber begab sich durch die Lösung weiterer Rätsel im Musikstück zu dem geheimen Haus des unsichtbaren Kollegiums. Hier wurde er nach dem Passwort gefragt, welches der Name des Komponisten war. Er wurde eingelassen und der Herr des Hauses nahm ihn in Empfang. Ludwig ist der Lehrling eines Mitglieds aus einer anderen Stadt in Montaigne, nahe von Pays d'or verte. Der Gelehrte ist auf eine große Entdeckung gestoßen und die Inquisition erfuhr davon. Als diese mit ihren reinigenden Flammen anrückten und das Geheimnis erkennen wollten, verbrannte der Gelehrte seine Aufzeichnungen, | ||
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+ | Thomés Vetter begegnete auf der Straße einem Mann in einer für die Jahreszeit untypische Kleidung, die ihn stark verhüllte. Als sie zusammen stießen, konnte er das Prophetenkreuz unter der Kutte erkennen. Dies machte ihn neugierig und er verfolgte den Mann. Er ging eilig durch die kleinen Gassen, bog unvorhergesehen ab und ging einen sehr umständlichen Weg. Am Ende des Weges bog der Mann in eine Sackgasse ein und Thomés Vetter dachte, er hätte ihn gestellt. Doch als er sich nähern wollte, erkannte dieser, dass alle Wege blockiert waren durch bewaffnete Inquisitoren. Als sie langsam näher kamen, schlug er eine Fensterscheibe ein, sprang hinein und kletterte auf das Dach des Gebäudes. Er sprang über die Gasse, als die Inquisitoren das Dach erreichten. Diese folgten ihm und so war er gezwungen, über mehrere Häuserschluchten zu springen, als ihn eine Kugel am Arm traf und er den nächsten Sprung nicht schaffte. Schreiend stürzte er durch das Fenster eines Hauses und landete im obersten Stockwerk. Einer seiner Verfolger versuchte, ebenfalls durch das Fenster zu springen, doch er scheiterte und prallte unter lautem Gebrüll auf die Straße. Rory, der die Schüsse der Inquisitoren vernahm, kam in diesem Moment herbei geeilt und beobachtete die Szene. Die Männer zogen sich zurück und Rory begleitete Thomés Vetter zurück zu ihrer Unterkunft, wo sie durch Thomé die neuen Informationen erhielten. | ||
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+ | Sie beschlossen, | ||
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+ | ====Bella Vodacce==== | ||
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+ | Die Gruppe segelte gemeinsam wie besprochen in die nördlich liegende Stadt Arisent, um die Verfolger der Inquisition abzuhängen. Dort gingen sie an Land und Thomé trug seinem Sekretär Albert auf, eine Überfahrt nach Vodacce zu organisieren. | ||
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+ | Ludwig wurde von einem Mädchen mit einem Überwurfmantel mit Kapuze angesprochen. Sie fragte, ob er einen Mann aus Cathay gesehen hätte. Sie sprach mit einem sehr merkwürdigen Akzent. Thomé beteiligte sich an dem Gespräch und erkannte ebenfalls, dass das Mädchen von einem weit entfernten Land kam. Sie stellte sich als Pai-Lin vor und erklärte, dass sie auf der Suche nach ihrem entführten Vater ist. | ||
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+ | Die Männer boten ihre Hilfe an und befragten die Hafenarbeiter. Bald fanden sie heraus, dass ein Mann aus Cathay in Begleitung von einer Gruppe Männer mit einem Schiff nach Vodacce in die Provinz Lucani übersetzte. Sie beschlossen, | ||
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+ | Albert brachte die Gruppe zu einer Galeone der Handelsschiffarmada von Vodacce. Sie betraten den stolzen Dreimaster und segelten in die offene See. Anuncio befasste sich genauer mit Pai-Lins bisheriger Reise. Sie erklärte, mit dem Schiff in die Halbmondreiche gesegelt zu sein. Von dort aus ist sie mit einer weiteren Schiffspassage auf das Festland von Vodacce geraten. Ab diesem Zeitpunkt reiste sie über Land bis nach Arisent. Den Weg entschied sie nicht alleine. Ihr Vater hinterließ ihr Zeichen auf dem Weg. | ||
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+ | Thomé sprach mit der Dienerin einer Adeligen aus Vodacce. Er beauftragte sie, Pai-Lin beim Einkleiden zu helfen und sie in die Gepflogenheiten einer Dame einzuweisen, | ||
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+ | Das Schiff lief zur Mittagszeit im Hafen von Guarre de Puertofino ein. Sie gingen von Bord und kümmerten sich um eine Unterkunft. Nachdem dies erledigt war, machten sich Thomé, Albert und Ludwig auf die Suche, nach dem sicheren Haus. Sie teilten sich auf und erkundeten auf diese Weise die ganze Stadt. Ludwig übernahm die Handelsviertel und Wohnabschnitte, | ||
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+ | Währenddessen beschlossen Annuncio, Georg und Pai-Lin die Stadt zu erkunden. Ihr Weg führte sie in das Regierungsviertel, | ||
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+ | Sie besichtigten das Gebäude von innen und machten sich danach wieder auf den Weg durch die Stadt. Anuncio hörte, wie ein paar Halbstarke sich über Pai-Lin lustig machten. Seine Ehre gebot ihm, verteidigende Worte zu sprechen, worauf ihn einer der Männer zum Duell bis auf das erste Blut forderte. Sie zogen blank und der Junge aus Vodacce führte den ersten Schlag aus und verfehlte nur knapp. Anunncio erwiderte den Streich und verfehlte ebenfalls. Sein Gegenüber hieb ein zweites Mal daneben und Annuncio landete einen Treffer. Das Duell war beendet, doch die Halbstarken drohten Annuncio, dass er diese Tat noch bereuen würde. | ||
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+ | Aus den Zuschauern trat ein älterer Mann mit edler Kleidung und gut getrimmter Frisur heraus. Er entschuldigte sich gegenüber Annuncio wegen dem Benehmen der Jungen. Er stellte sich als Marco Lucani vor. Er schien ein Amt in der örtlichen Regierung zu bekleiden und bot Annuncio an, sich bei Schwierigkeiten an ihn zu wenden. | ||
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+ | Währenddessen trafen sich Thomé, Ludwig und Albert in der Gaststätte. Ludwig konnte das Zeichen für ein sicheres Haus ausmachen und führte sie dorthin. In den Wohnvierteln am Stadtrand stand dieses Gebäude. Das Zeichen war schwer zu finden, doch dann konnten sie es im Eingangsbereich erkennen. | ||
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+ | Sie klopften an und sie wurden eingelassen. Der Hausherr empfing sie in seinem Büro und erklärte, dass Ludwigs ehemaliger Mentor vor einigen Jahren in der Stadt war, um die Ruinen des numanischen Imperiums im Norden der Stadt zu erkunden. Seine Forschungsergebnisse waren ihm jedoch nicht bekannt. Thomé erkannte, dass ihr nächstes Ziel eine dieser Ruinen ist und erhielt vom Hausherren eine Karte. Außerdem erhielten sie die Information, | ||
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+ | Als sich die beiden Gruppen abends wieder begegneten, tauschten sie das Erlebte aus. Annuncio erklärte Thomé, dass er ein Mitglied der Prinzenfamilie kennengelernt hat und schickte sogleich Albert als Boten. Dieser kehrte nach kurzer Zeit zurück und berichtete, dass sich Marco Lucani auf einem Schiff in Richtung Dionna befindet, um einer Feierlichkeit am kommenden Abend beizuwohnen. Sie beschlossen, | ||
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+ | Als sie eingelassen wurden, erkannten sie, dass sie sich mitten in den Feierlichkeiten einer Hochzeit befanden. Schon bald wurde Thomé von einer Dame zum Tanz aufgefordert, | ||
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+ | Georg und Pai-Lin bedienten sich an den Getränken, während Thomé, Ludwig und Albert nach Marco Lucani Ausschau hielt. Pai-Lin wurde von einem eleganten Herren angesprochen und zum Tanz aufgefordert. Sie willigte ein und ließ sich zur Tanzfläche begleiten. | ||
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+ | Sie unterhielt sich angeregt mit ihrem Tanzpartner, | ||
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+ | Thomé und Annuncio ergatterten in dieser Zeit eine Gelegenheit, | ||
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+ | Nach dem Fest war Rory mit seiner Tanzpartnerin verschwunden und die anderen erkannten, dass sie zum selben Zeitpunkt bei zwei Handelsprinzen eingeladen wurden. Sie entschieden sich, das Treffen mit der Familie Lucani auf den Abend zu verschieben. So konnten sie noch mittags bei Villanova erscheinen und am Abend wieder in Guarre de Puertofino sein. Sie nutzten die Nacht, um zu entspannen. Am nächsten Tag würden sie all ihr Verhandlungsgeschick aufbringen müssen, um den Fragen des berüchtigtigten Handelsprinzen Giovanni Villanova zu widerstehen. | ||
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+ | ====Es ist angerichtet==== | ||
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+ | Das Erwachen am nächsten Tag gestaltete sich für den einen oder anderen etwas schwierig. Georg und Pai-Lin nutzten die Gelegenheit, | ||
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+ | Als Georg und Pai-Lin zurückkehrten, | ||
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+ | Er interessierte sich für den Grund einer derartigen Reise und auch besonders für Pai-Lin. Als Thomé ihm preisgab, dass es sich bei der Gruppe um eine Forschergemeinschaft handelt, die sich für die Ruinen auf dem Land des Prinzen Lucani intressierte. Villanova lächelte verstohlen und schlug vor, einen Forscher aus seinen Reihen mit auf die Erkundungsreise zu schicken. Er solle die Gruppe am Schiff zurück zum Festland treffen. | ||
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+ | Nach einigen weiteren Gesprächen unwichtigerer Natur wurden die Reisenden wieder entlassen. Pai-Lin fiel ein Stein vom Herzen, denn sie war solche Anlässe einfach nicht gewöhnt. Doch die Adeligen in der Gruppe wussten, dass sie sich erst in Sicherheit wiegen können, wenn sie die Insel Dionna verlassen haben. | ||
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+ | Am Hafen lernten Sie den auserwählten Gelehrten von Prinz Villanova kennen. Seine Name war Frederiko Sanguini. Er wurde von sechs weiteren Männern begleitet. Am Festland angekommen konnte die Gruppe nach einem Gespräch mit Prinz Lucani eine Erlaubnis zur Besichtigung der Ruinen erlangen. Am nächsten Morgen brach die Gruppe in Begleitung von Sanguini und seinen Gefährten auf Richtung Norden. | ||
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+ | Nach zwei Tagen Kutschfahrt erreichten sie das Wachhaus an der Straße, womit die Soldaten des Prinzen den Zugang zu den Ruinen kontrollierten. Nachdem sie die schriftliche Erlaubnis des Handelsprinzen vorzeigten, wurden sie auf die Gesetze im Bezug auf die Ruinen hingewiesen und hindurch gelassen. | ||
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+ | Sie fuhren mit Ihren Kutschen in eine der Ruinenstädte und schlugen in einer weniger zerfallenen Villa ihr Lager auf. Anschließend planten sie die Erkundung der Festungsstadt, | ||
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+ | ====Geheimnisse der Vergangenheit==== | ||
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+ | Im Morgengrauen machten sich die Forscher auf Richtung Stadtzentrum zu der großen Festungsanlage. Albert und Henry wurden damit betraut, die Pferde zu versorgenSie durchschritten das verfallene Burgtor und fanden innerhalb der Mauern eine einst prachtvolle Residenz. Im Hof konnten sie Spuren längst verfallener Ställe und kleinerer Lagerschuppen erkennen. Das Innere der Residenz war im Eingangsbereich eher schlicht gehalten. Ein Gang mit Zugang zu vier kleinen Räumen, welche scheinbar weitere Lager waren. | ||
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+ | Am Ende des Ganges erreichten sie eine prunkvolle Halle, in der einst die Kunst der Wandmalerei Geschichten vergangener Epochen abbildete. In der Mitte der Halle hing ein großer Lüster, welcher mittlerweile durch die Erdanziehungskraft zu Boden geworfen wurde. | ||
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+ | Am anderen Ende der Halle fand sich eine Tür. Während die Gruppe weiterhin auf Kundschaftsmission war, fiel Don Annuncio zurück, um die Schergen Villanovas zu übewachen. Das Tor führte die verbleibenden Gruppenmitglieder in einen geräumigen Innenhof, welcher früher scheinbar als Übungsplatz der Wachen und Soldaten gedient hat. Der zweite Gebäudekomplex wurde festlicher gehalten als sein Vorgänger. Ein großer Ballsaal und ein Küchenbereich. Zusätzlich wurden hier noch einige Bedienstetenunterkünfte gehalten. | ||
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+ | Im hinteren Teil des Gebäudes fanden die Forscher eine Wendeltreppe. Nach oben führte sie zu zwei gigantischen Schlafgemächern, | ||
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+ | Hier fanden Sie eine mysteriöse Muskete. Sie bestand aus vielen Zahnrädern und noch mehr Metallkleinteilen. Diese wurde von der Gruppe vor den neugierigen Augen Sanguinis verborgen. Weiterhin fanden sie einige Labore, in denen früher alchemistische Experimente durchgeführt wurden und offensichtlich hier und da eine Explosion verursachten. | ||
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+ | Ein langer Gang mit Zellen gesäumt führte zu einem großen Raum. Als die Forscher diesen erkundeten, entdeckten sie weitere Waffen wie die vorherige. Thomé entdeckte eine Art Schießstand, | ||
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+ | Don Annuncio packte sich währenddessen heimlich weitere Schusswaffen und brachte sie hinaus. Er schlich zur Kutsche zurück und verstaute die Gewehre dort. Er musste jedoch feststellen, | ||
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+ | Als Annuncio aufschloss, waren seine Gefährten noch mit den Waffen beschäftigt. Sie nahmen einige davon mit und erkundeten den Gang weiter. Das Ende des Ganges führte zu einer schweren Stahltür, welche scheinbar vor langer Zeit einmal versiegelt wurde, aber durch frühere Entdecker wieder aufgebrochen wurde. | ||
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+ | Als sie die Tür mit großer Mühe öffneten, fanden sie am Boden ein Buch vor. Georg und Thomé studierten die Seiten und fanden heraus, dass es sich um das Tagebuch von einem gewissen Howard Temple handelte. Auf den letzten Seiten berichtete er von einer Forschungsreise mit Ludwigs verstorbenen Mentor. | ||
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+ | Georg ließ das Buch in seiner Tasche verschwinden und sie gingen weiter. Hinter der Tür war der Tunnel nur grob behauen und nach einigen Metern brach der Gang in einen weiteren Tunnel. Die Wände hier bestanden aus glattem schwarzen Stein. Sie folgten dem Weg in eine unterirdische Kammer von gigantischem Ausmaß. | ||
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+ | Langsam tasteten sie sich im schwachen Schein ihrer Fackeln vor und stießen immer wieder auf Geröll und zerbrochene Bodenplatten. Sie umrundeten den Raum an den Wänden und fanden schon bald eine Statue ohne Gesicht, die eine große Axt hielt und auf einem Sockel stand. Nur ein Mund spaltete den Kopf. | ||
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+ | Sie brauchten eine gefühlte Ewigkeit, bis sie das andere Ende der Halle erreichten. Hier stand eine Art Altar, aus dem selben schwarzen Stein gefertigt. In der Mitte hatte der Altar eine dreieckige Vertiefung und darum viele unbekannte Zeichen. Thomé, Georg und Sanguini machten sich sofort daran, den Altar zu untersuchen. | ||
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+ | Thomé pauste mit einem Stück Papier und Kohlestift die Schriftzeichen ab, um sie später entschlüsseln zu können. Dabei bemerkte er, dass ein Zeichen wie eine Taste funktionierte. Er wies seine Kollegen darauf hin und gemeinsam entschieden sie, weiter zu machen. Insegesamt zwei weitere Tasten gaben bei der Arbeit nach. | ||
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+ | Darauf drang ein Vibrieren durch jede Faser der Halle und verstummte kurz darauf auch wieder. Verwirrt blickten alle um sich. Ein schauderhaftes Donnern ertönte. Kurz darauf wieder. Sie bewegten sich schnell Richtung Ausgang, da sie bei den Geräuschen ein ungutes Gefühl hatten. Das Donnern kam näher, wie die Schritte eines Riesen. | ||
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+ | In den Fackelschein trat ungefähr in der Mitte der Halle die Statue ohne Gesicht. Ihre schweren Schritte wurden von der Gruppe angezogen. Sie verteilten sich und die Statue entschied, Don Annuncio zu verfolgen. Frederiko Sanguini und seine Gefährten flüchteten beim Anblick der hühnenhaften Gestalt zum Ausgang. Thomé aber lief zusammen mit Kirk in die Mitte der Halle, wo sie gerade noch rechtzeitig ein großes, rundes Loch entdeckten, bevor sie in den Abgrund stürzten. Sie riefen ihre Kameraden zu sich und stiegen die Treppe am Rand des Schlundes hinunter und entdeckten einen Schalter, welcher das Loch über ihren Köpfen wieder verschloss. | ||
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+ | Ein tiefer Tunnel brachte die Gruppe zu einem Ausgang außerhalb der Festung. Bald schon trafen sie auf Albert und Henry, welche von einer Invasion uniformloser Soldaten erzählten. Sie wurden gefangen genommen, als sie die Pferde tränken wollten, konnten jedoch mit zwei Pferden wieder entkommen. Sie verließen die Stadt und schlugen ihr Nachtlager in einem kleinen Wald auf. Nun müssen sie sich Gedanken darüber machen, wie sie aus der Region entfernen können, ohne gefangen genommen zu werden. | ||
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+ | ====Die scharlachroten Drei==== | ||
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+ | Nachdem sich alle von den Strapazen erholt hatten, beschlossen sie, dass sie für die Flucht dringend weitere Pferde benötigten. Pai-Lin beschloss, alleine aufzubrechen, | ||
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+ | Ungesehen glitt sie über die Graslandschaft bis zu einem Gebüsch nahe der Stadtmauer. In der Nähe eines Stadttores entdeckte sie das Lager einer Patroullie. Ein Mann saß am Feuer, einer stand an der Waschschüssel und ein weiterer Mann hielt sich im Zelt auf. | ||
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+ | Blitzschnell schlug Pai-Lin zu und setzte die Männer außer Gefecht. Der Kampflärm machte jedoch Thomé und Georg aufmerksam. Sie eilten Pai-Lin zur Hilfe und beschlossen, | ||
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+ | Die Soldaten ritten unter Pai-Lins wachsamen Augen die Straße entlang, hielten jedoch vor dem Hinterhalt an, da sie etwas bemerkten. Georg und Thomé eröffneten das Feuer und Pai-Lin sprang vom Dach vor die Reiter, überwältigte einen Mann und stahl in der selben Bewegung sein Pferd. | ||
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+ | Mit den neuen Reittieren ausgestattet sammelten die drei ihre Gefährten ein und verließen das Gebiet im Galopp. Ihr neues Ziel war Numa, wo sich Thomé und Ludwig bei Kontakten nach Informationen über Howard Temple umschauen wollten. | ||
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+ | Die große Stadt auf dem Festland von Vodacce, das damalige Herz des numanischen Imperiums, zeigte noch viel vom alten Glanz. Die Stadt breitete sich vor ihnen in voller Größe aus. Die geschwungenen Torbögen und das große Senatsgebäude in der Mitte der Stadt waren charakteristisch. | ||
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+ | In der Stadt suchten sie sich schnell eine Unterkunft. Wie immer teilte sich die Gruppe auf, um die einzelnen Ziele zu verfolgen. Thomé, Georg, Ludwig und Albert suchten nach Zeichen des unsichtbaren Kollegiums, während Pai-Lin mit Don Annuncio Ausschau nach weiteren Hinweisen ihres Vaters hielt. | ||
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+ | Pai-Lin drang in das Zentrum der Stadt vor und konnte am Tor zum Senatsgebäude ein Zeichen entdecken. Sie konnte die Schrift ihres Vaters erkennen, die verkündete: | ||
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+ | Als das Duell genug Publikum angelockt hatte, drang Pai-Lin in das Gebäude ein. Jeden Raum durchforstete sie und kam schließlich in den runden Saal, in dem der Senat früher tagte. Unter dem Rednerpult konnte sie eine Nachricht ihres Vaters in einem geheimen Fach ausmachen. Sofort las sie die Zeilen, die ihr Vater für sie hinterlassen hat. Er schrieb, dass er in ein anderes Land gebracht wurde, welches Lon hieß. | ||
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+ | Verwirrt durch diese Nachricht wollte sie den Senat wieder verlassen, fand jedoch heraus, dass Annuncio das Duell bereits beendet hatte und die Wachen wieder auf ihrem Posten standen. Sie begab sich in die obere Etage und öffnete auf der Rückseite des Gebäudes ein Fenster, durch das sie einfach hinaus sprang und Annuncio aufsuchte, um zu ihrer Unterkunft zurück zu kehren. | ||
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+ | Währenddessen konnte Thomé in einer Bibliothek einen Hinweis auf ein sicheres Haus entdecken und suchte dieses sofort auf. Dort lernte er Abrianna Lucilla Fiorenza kennen. Sie informierte ihn, dass Howard Temple sich derzeit in Avalon aufhält und warnte ihn, dass ein Don Fernando Aquiellez nach Thomé fragte. Er wurde eingeladen, mit den Kollegen zu speisen und brach dann sofort zu seinen Gefährten auf. | ||
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+ | Thomé teilte seine neuesten Erkenntnisse mit den anderen und sie beschlossen, | ||
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+ | Das Schiff setzte über und brachte sie in das wunderschöne Prachtheim. Die einzige Stadt in den Eisenlanden, | ||
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+ | Die geflickte Trommel war ein sehr geräumiges Gut mit großen Ställen und vielen Zimmern. Der Schankraum erinnerte eher an eine Festhalle. Der Wirt stand hinter der Theke und nahm die Bestellungen der vielen Gäste auf. Er leitete die Bestellungen durch eine kleine Klappe an seinen Koch weiter. | ||
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+ | Die Gruppe empfing ihre Speisen und Pai-Lin beäugte überrascht ihren Teller. Sie bestellte untypisch für diese Jahreszeit Ente, was jedoch in ihrer Heimat ein übliches Gericht war. Das verblüffende war, dass die Speise wie in Cathay angerichtet war. Sie fragte den Wirt, ob sie den Koch auf ein Wort sprechen dürfte und wurde darauf verwiesen, dass er abends nach seiner Schicht zu sprechen ist. | ||
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+ | Als sich die anderen im Raum umsahen, entdeckten sie eine der beiden Gruppen wieder. Den Rest des Tages beobachteten sie genau, was die anderen Reisenden vor hatten. | ||
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+ | Pai-Lin wartete am Abend am Ausgang der Küche und schon bald trat der Koch heraus. Er trug einen Kapuzenmantel und begab sich zu seinem Quartier. Sie sprach ihn an und fragte nach seinen Namen. Er sagte, die Menschen hier nennen ihn Schorschi. Als er seine Kapuze entfernte, konnte sie die charakteristischen Merkmale von Cathay erkennen. Er war recht schweigsam und ging noch kurz in das Kühlhaus. Darin legte er seinen Mantel ab und packte einige Waren von dort in die Küche. Seine Kleidung und die Tatsache, dass er diese eisige Kälte einfach so übersteht, wiesen darauf hin, dass er aus dem Reich von Khimal stammt. | ||
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+ | Sie bat ihn bezüglich der Verfolger um Hilfe und er bot daraufhin an, für alle ein Frühstück vorzubereiten. Pai-Lin begab sich in ihr Zimmer und schlief ein. | ||
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+ | Das Frühstück stand bereit, als die Gruppe nach unten kam. Es handelte sich um Eier mit einer blauen Sauce. Dazu wurde Tee serviert. Die übrigen Gäste schienen sehr starke Probleme mit dem Essen zu haben. Der Schankraum sah eher wie ein Lazarett aus. Georg bewies Mut und probierte sein Frühstück. Als er den ersten Bissen schluckte, brannte es in seinem Hals wie Feuer und ihm stockte der Atem. Instinktiv griff er nach dem Tee und spülte das unangenehme Gefühl runter. Beobachtet von den großen Augen seiner Begleiter aß er gemütlich weiter. | ||
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+ | Nach dem Frühstück begaben sie sich Pai-Lin, Thomé, Albert, Georg und Henry zum Stall, um die Pferde zu satteln. Dort wurden sie von ihren Verfolgern erwartet, die sich als castillische Inquisitoren zu erkennen gaben. Über zwei dutzend Männer standen ihnen gegenüber und gingen mit ihren Rapieren auf sie los. Pai-Lin schlug einen nach dem anderen mit ihren Kampfkünsten, | ||
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+ | Erschöpft vom Kampf standen sie teilweise schwer verwundet über den geschlagenen Gegnern. Hinter ihnen stand ein Mann am Eingang, der applaudierte und ihnen zum Sieg gratulierte. Er stellte sich als Alberto Sanguini vor, der Bruder von Frederiko. Er sagte, es sei sein Auftrag, nach Thomé und seinen Gefährten zu suchen, da sie schon lange zurück erwartet wurden. Er nahm Pai-Lin bei der Hand und bat sie zurück hinein, um ihre Wunden zu versorgen. Bevor die anderen reagieren konnten, begleitete er sie hinein und die Tür schloss sich vor Georg und Thomé. Im Inneren fand sich Pai-Lin inmitten von mehreren Soldaten wieder, die sie mit Pistolen bedrohten. Sanguini forderte die Gruppe auf, sich zu ergeben. | ||
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+ | Pai-Lin konnte es nicht zulassen, dass die Suche nach ihrem Vater hier schon zu Ende ist und griff den nächsten Soldaten an. Sie schlug ihn zu Boden, doch darauf drückten die verblienen Soldaten ab und exekutierten die nun hilflose Pai-Lin. | ||
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+ | Vor der Tür konnten sie die Schüsse hören und so schlug Georg die Tür mit seiner Panzerhand aus Dracheneisen auf. Ein erbitterter Kampf brach aus. Die Überzahl stürzte sich auf Georg, während sechs weitere Thomé angriffen. Der Bruder von Prinz Villanovas Forscher schoss Georg in den Rücken und zog anschließend blank, um auf die ungeschützten Körperstellen zu zielen. Überraschend wand er sich Thomé zu und richtete ihm übel zu. Ein tödlicher Stich bohrte sich in seine Brust, doch wie durch ein Wunder konnte die Wunde ihm nichts anhaben. | ||
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+ | Pai-Lin erlangte Bewusstsein, | ||
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+ | Pai-Lin und Georg setzten den beiden letzten Soldaten nach und holten schnell auf. Georg schlug den ersten Soldaten mit seiner Panzerhand nieder und Pai-Lin packte den zweiten mit einem unerbittlichen Griff. | ||
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+ | Ihre Wunden versorgend sahen die drei an sich herab. Unfähig zu sagen, ob das meiste Blut nun von ihren Feinden oder ihnen selbst stammt, wurden sie sich dem Ausmaß des Kampfes bewusst. | ||
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+ | Sie verhörten zuerst den Soldaten, dessen Name Jean-Luca war. Da er ein einfacher Soldat war, wusste er nicht besonders viel und so beschlossen die Gefährten, ihn mit sich zu nehmen und wenn er dies wünscht, bei Georgs Bruder im Lehen eine Arbeit anzunehmen. | ||
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+ | Thomé verarztete Sanguini und rettete im dadurch sein Leben. Als er wieder bei Bewusstsein war, wurde er ebenfalls verhört. Sein Auftrag bestand in der Tat darin, unter Einsatz aller Mittel die Gruppe nach Dionna zu führen. Als sie Anstalten machten, den Gefolgsmann des Handelsprinzen von seinem Leid zu erlösen, trat der geheimnisvolle Koch der geflickten Trommel neben sie. Er versprach, sich seiner anzunehmen und bat sie, sein Leben zu verschonen. Sie willigten ein. Er erinnerte sich plötzlich wieder an seinen wahren Namen. Xiong-Gi. Pai-Lin erhielt von dem weisen, jungen Koch einen Talisman als Abschiedsgeschenk. So ritten sie weiter in Georgs alte Heimat, Drachenfels. | ||
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+ | Auf dem Weg durch die Eisenlande zogen Sie zwei Tage durch Wiesen und Wälder. Nachdem sie den Vormittag durch kleine Weiler und Felder gezogen waren machte die Gruppe an einem kleinen Wäldchen Mittagspause. Als sie danach weiter ritten erwarteten sie auf der anderen Seite das gleiche Bild, das sie schon den ganzen Tag begleitet hatte. Stattdessen erblickten die ungleichen Gefährten eine graue Erde. Hier und da sah man gelblich Büschel Gras. Die Hecken an den ehemaligen Feldrändern trugen kein Laub. Das nächste Wäldchen war eine groteske Ansammlung von Stämmen. Die kahlen Äste schlugen klagend aneinander. Schweigend setzten sie ihren Weg fort. Erst am späten Nachmittag wurde das welke Gelb durch erstes Grün abgelöst. Erleichtert Aufatmend ging es weiter, auch wenn Sie der Geschmack von Salz noch bis zum nächsten Morgen begleitete. | ||
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+ | Einige Tage später konnten die Gefährten von einem kleinen Hügel über eine fruchtbare Ebene sehen. Hecken fassten Felder voller Grün ein. Die Straße der sie folgten, war bald ein überwucherter Pfad. Die Bäume und Sträucher am Rande hatten Zweige über den Weg geschickt. Allerhand Gräser verwandelten ihn in eine Wiese. Auf den Feldern wuchs mindestens so viel Unkraut wie Korn. Vereinzelt hatten Büsche im Acker Fuß gefasst. Das erste Dorf auf das sie trafen, bestand aus verkohlten, überwucherten Balken. Ein kleiner Wald war abgeholzt worden, die Stämme einfach liegen gelassen. Inzwischen wuchs zwischen den Stämmen ein neuer Wald. Ihr Nachtlager schlugen sie in in einer Burgruine auf. Die Mauern des Walls waren eine lose Ansammlung von Steinen. Vom Haupthaus stand nur noch eine Giebelwand, gestützt von zwei Kaminen. Der Burgfried war bis zur Unkenntlichkeit geschliffen worden. Einzig die Stallungen mit ihren Tonnengewölben aus mächtigen Steinblöcken hatten den Angriff überstanden. | ||
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+ | Am nächsten Tag durchquerten sie noch einige Dörfer bestehend aus verkohlten Trümmern. Manche Orte verrieten sich auch nur durch einen kleinen Hügel und eine veränderte Vegetation. In einem dieser Weiler trafen sie auf eine Frau: Sie stand in dreckigen Lumpen in ihrem " | ||
+ | Insgesamt waren die Bewohner der Eisenlande sehr verschlossen. In den wenigen Gasthäusern grüßte sie regelmäßig tiefes Schweigen der Anwesenden. Der Wirt bediente die Reisenden einsilbig, und nie war ein Lachen zu hören. | ||
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+ | Das seltsamste Erlebnis ereignete sich auf auf einer einsamen Landstraße die durch feuchte Wiesen führte. Mitten auf dem Weg standen gut hundert Menschen gehüllt in zerrissenen Lumpen. Einige hatten ehemals kostbare Gewänder aus Seide und Pelz, inzwischen jedoch mit hässlichen Rissen. Alle Kleider waren wie die Menschen voll Schlamm und Dreck. Die ganze Gruppe stank zum Himmel. Georg lenkte sein Pferd, das unruhig zu tänzeln begann, vorsichtig in die Wiese und ritt langsam an der Menschenmenge vorbei. Mit gemischten Gefühlen folgten die Gefährten ihm. Die Menschen rührten sich nicht, sie schienen die Reiter nicht mal wahrzunehmen. Das schlimmste waren ihre reglos ins nichts gerichteten die Augen. Kein einziger Blicke folgte ihnen. Erst als sie nicht mehr zu sehen waren, beruhigten sich die Pferde und die Gruppe unter Georgs Führung machte Rast. Georg erklärte: "Wir nennen sie Weisen. Sie haben alles im Krieg verloren. Nicht nur ihr Hab und Gut sondern auch den Verstand. Einige behaupten sogar, sie hätten sogar ihre Seele verloren. Ich bekomme in ihrer Nähe immer noch eine Gänsehaut..." | ||
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+ | Endlich hatten sie die Ländereihen des Geschlechts derer von Drachenfaust erreicht. Als erstes sahen sie den Mückensee - wobei See? Es war nur Schilf zu sehen. Der weitere Weg war links und rechts von einem Kanal gesäumt, der das Wasser aus dem Sumpf ableitete. Dann kam zwischen den Rohrkolben der Drachenfels zum Vorschein. Auf dem flachen, felsigen Rücken die Burg - Ruine. Eine baufällige Mauer, ein eingestürzter Turm. Erst als sie fast auf dem Felsrücken waren, konnten sie um dieses trutzige Gemäuer herum sehen. Dort stand ein großes Dorf. Die Häuser mit bis zum Boden reichenden Reet gedeckten Dächern. Von dieser Seite standen sie vor einer unbeschädigten Burg. Das Haupthaus, das Tor, die Stallungen, alles ohne Makel. Die Bewohner beäugten die Neuankömmlinge erst misstrauisch, | ||
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+ | Im Torhaus wurden sie vom Lehens- und Hausherrn, Frederik von Drachenfaust | ||
+ | Freiherr zu Drachenfels empfangen. Seine massige Erscheinung zeigte unverkennbar das er und Georg Brüder waren. An seinem Gürtel ein gewaltiger Eineinhalbhänder aus Dracheneisen. Nach allfälligem umarmen (oder auch Luftabquetschen) bat er die Gruppe herein. Im Burghof erinnerte nur der fehlende Wehrturm an die Beschädigungen, | ||
+ | Geschichten wurden erzählt, doch schon bald zehrte die Erschöpfung zu sehr an den müden Gebeinen der Helden. So führte Georg sie am Rittersaal vorbei in den Gästeflügel. Dabei entging den aufmerksamen Sinnen seiner Freunde nicht, das im Saal über dem Kamin ein sechs Meter langes schwarzes Insektenbein hing. Darauf angesprochen, | ||
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+ | ====Der Wahrheit auf der Spur==== | ||
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+ | Als der Morgen anbrach und Pai-Lin mit ihren üblichen Meditationen begann, begaben sich Thomé und Rory nach dem Frühstück in die Bibliothek der Burg. Ernüchtert über die geringe Auswahl machten sie sich über einige lokale Geschichtsbücher her. Georg kündigte an, er ginge zum Angeln an den Mückensee. | ||
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+ | Also packte er seine Angel und marschierte geradewegs in die Sümpfe. Stunden später beschlossen Don Annuncio und Pai-Lin, das Dorf zu erkunden. Die Neugier trieb sie anschließend in die versumpften Wälder. Zwischen den abgestorbenen Bäumen herrschte eine unheimliche Finsternis. Die schwarzen Äste verwoben sich ineinander und formten so ein düsteres Dach. | ||
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+ | Tief im inneren, im Schatten eines Baumes, konnten sie eine kleine Holzhütte ausmachen. Vorsichtig pirschten sie sich heran. Annuncio zog den schmutzigen Vorhang zur Seite, der den Eingang schützte und blickte hinein. Eine einfache Strohmatte stellte das Nachtlager dar. Ansonsten wies die Hütte nicht viel Einrichtung auf. | ||
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+ | Verwundert über diese notdürftige Behausung entdeckten sie weiterhin menschliche Spuren, die tiefer in den Sumpf führten. Immer wieder fanden sie kleine Hütten am Wegrand und der sumpfige Boden wurde immer öfter künstlich gefestigt. | ||
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+ | Eine größere Gruppe von Hütten erhob sich vor ihnen. Frische Spuren zeugten von einer scheuen Bevölkerung. Also beschlossen die beiden, sich zu verstecken und zu warten, ob die Einsiedler sich zeigen würden. Bald wiegten sie sich in Sicherheit und erschienen zwischen den Häusern. Eine bekannte Gestalt begab sich zu den merkwürdigen Menschen. Die Panzerhand aus Dracheneisen und die anderen schillernden Platten | ||
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+ | Annuncio und Pai-Lin verließen den Schauplatz und kehrten zum Dorf zurück. Später am Abend kehrten die verschiedenen Gruppen in das Herrenhaus zurück. Der freie Tag schien für alle eine Wohltat zu sein. Der nächste Tag sollte jedoch wieder auf Reisen verbracht werden. Das neue Ziel war Freiburg und von dort aus über den Fluss Roth zum Meer, wo sie ein Schiff nach Avalon nehmen wollten. So betteten sich die Forscher und Kämpfer zur Ruh' und gaben sich ihren Träumen hin. | ||
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+ | Früh brachen sie auf und ritten zu Pferd nach Freiburg. Von Weitem war das Zentrum Eisens schon zu sehen. Am rot schimmernden Fluss breitete sich ein weiter Kreis aus. Im Herzen der Stadt ragte ein gigantischer Turm auf, der Burgfried von Freiburg. | ||
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+ | Die Stadt erwies sich als ein Mekka für Söldner. Überall zwielichtige Gestalten und bewaffnete Soldaten. Dennoch schien die Stadtwache die Ruhe selbst zu sein. Denn in Freiburg gilt die Regel, seine Meinungsverschiedenheiten entweder vor der Stadt oder ohne Waffen auszutragen. Hier erkundigte sich Georg bei seinen Kollegen der Forschergesellschaft nach Howard Temple, dem Besitzer des Tagebuchs aus der Ruine. Nach Aussagen der Forscher lebt er an der avalonischen Westküste in der Stadt Teneborc. | ||
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+ | Vor einer mit Steckbriefen tapezierten Mauer hielten sie an. Auf die scharlachroten Drei wurde ein Kopfgeld ausgesetzt und die Bilder ließen keinen Zweifel zu. Thomé, Georg und Pai-Lin fühlten sich auf einmal sehr unwohl. Da bemerkten sie eine Gruppe Verfolger. | ||
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+ | Thomé führte seine Begleiter in eine kleine Seitengasse, | ||
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+ | Der große Zweihänder des ritterlichen Inquisitors Siegfried von Braun sauste auf Thomé zu, der jedoch elegant zur Seite schritt und zu stach. Auch Georg hieb mit seinem Breitschwert nach dem Mann der Kirche. Pai-Lin schlug mehrere Angreifer nieder. Doch als Inqisitor von Braun vor der Wahl stand, im Kampf zu sterben oder zu verschwinden, | ||
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+ | Der Hafen am Fluss Roth war sehr eindrucksvoll. Der fehlende Glanz wurde durch übermäßige Geschäftigkeit ausgeglichen. Albert organisierte eine Passage bis zum Meer im Norden. Dort angekommen reisten sie mit einem Schiff der Vendel Liga weiter direkt nach Teneborc. | ||
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+ | Wieder eine lange Zeit auf Reisen nutzten die ungleichen Kameraden die Zeit, sich von den Strapazen zu erholen. Nun von gleich zwei hochrangigen Inquisitoren gejagt, werden die sicheren Plätze langsam aber sicher rar. Thomé erkannte, dass er wieder gejagt wird, wie damals in einem anderen Leben. | ||
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+ | Die Stadt Teneborc wurde in der späten Mittagssonne sichtbar. Eine stattliche Anzahl Schiffe aus Inismore lag im Hafen. Die Nähe zu der smaragdgrünen Insel förderte den Handel von Teneborc. Sie gingen an Land und ein paar Auskünfte später, wussten sie, wo sie zu suchen hatten. Eine Kutsche brachte sie vor das Haus von Mr. Temple. Sie wurden eingelassen und bald schon von dem Herrn des Hauses empfangen. | ||
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+ | Howard Temple berichtete ihnen von seiner Reise mit Jaque de Mosseror du Pourisse und den Entdeckungen in der Ruine. Sie fanden ebenfalls die Waffenkammer, | ||
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+ | Währenddessen ging Albert zurück ins Hafenviertel, | ||
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+ | ====Grenzen der Moral==== | ||
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+ | Die Nacht war für alle sehr aufwühlend. Thomé und Ludwig konnten nur an den Hochinquisitor und den ritterlichen Inquisitor auf Ihrer Spur denken. Pai-Lins Gedanken kreisten jedoch um die Stadt Pomitain. Wenn sie sich beeilte, würde sie ihren Vater bald in ihre Arme schließen können und seine Entführer ihrer gerechten Strafe zuführen. | ||
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+ | Mr. Temple arrangierte für seine Gäste eine Kutschfahrt nach Carleon. Auf der Reise hatten sie Zeit, über ihr Erlebtes nachzudenken. Gemeinsam riefen sie sich die Erinnerungen an die bisherige Suche nach dem Geheimnis der Syrnethruine wach. Thomé wusste nur zu genau, dass ein jeder Pionier der Forschung bald mit einem Besuch der vatizinischen Fanatiker zu rechnen hatte. Doch wie erfuhr der Handelsprinz Villanova von dem Ziel ihrer Reise? Seine Spione waren scheinbar besser, als sie dachten. | ||
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+ | Nach einer Woche erblickten sie, hoch oben auf einer Klippe, das Machtzentrum von Avalon und den Sitz von Queen Elaine. Dort oben, erklärte Rory, wird der Graal, das Symbol des avalonischen Abkommens mit den Sidhe, aufbewahrt. | ||
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+ | Staunend näherten sie sich der Stadt und betraten sie neugierig. Thomé und Annuncio gingen zu einem berühmten Waffenschmied und erwarben neue Schusswaffen. Annuncio entschied sich für ein Tromblon. Gemeinsam ließen sie sich alle vor die Stadt bringen, um die gigantische Universität der Forschergesellschaft zu besuchten. | ||
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+ | Von hohen Mauern umringt fanden sie den Komplex. Weite Gartenanlagen boten den vielen wissbegierigen Studenten einen idealen Ort zum Ausspannen und zum Lernen. Drei große Gebäude thronten über dem Gelände. Sie betraten das zentrale Haus und fanden sich in der Museumshalle wieder. Unzählige Fundstücke aus verschiedensten Ruinen Theas wurden ausgestellt. Die längliche Halle führte sie zu einem Empfangssaal, | ||
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+ | Vincent Bernadore ist schon lange Direktor der Universität. Sein freundliches Gesicht zeigt bereits deutliche Spuren des Alters. Das mit Grau durchzogene Haar war ordentlich zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden. Ein gut gepflegter Bart zierte seine Oberlippe und sein Kinn. Hinter einem mächtigen Schreibtisch aus Eiche empfing er die Gruppe. Sie legten ihm das Dokument von Mr. Temple vor und erhielten dadurch Zutritt zur mit Abstand größten Bibliothek Avalons. Das gesammelte Wissen aller mutigen Forscher wurde hier im Herzen der Universität aufbewahrt, um folgende Generationen auf das Kommende vorzubereiten. | ||
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+ | Thomé durfte in dem offiziellen Forschungsbericht von Howard Temple und Jaque de Mosseror du Pourisse blättern. Seine Begleiter, überwältigt von dem Fundus an Büchern, stöberten nach ihren persönlichen Interessen. Der Bericht, so erfuhr Thomé, sollte sich sowohl als unbefriedigend als auch unvollständig herausstellen. Enttäuscht über die offensichtliche Sackgasse in der Kette der Hinweise begrub er das Gesicht in seinen Händen und verharrte. Doch als sein resignierter Blick ein weiteres Mal über die Seiten schwenkte, entdeckte er eine merkwürdige Folge an Buchstaben und Zahlen. Seite für Seite ergaben diese einen Sinn. Der nächste Hinweis lautete, das abgebrannte Herrenhaus von Ludwigs Mentor aufzusuchen. Ludwig bestätigte, | ||
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+ | Direktor Bernadore war erfreut darüber, seinen gelehrten Gästen geholfen zu haben und bat diese nun, auf ihrem jeweiligen Fachgebiet eine Gastvorlesung an seiner Universität zu halten. Thomé und Rory willigten ein. Während Thomé etwas schüchtern vor die Menge trat und dennoch ungeahntes Wissen zu Tage fröderte und die Studenten Beifall spendend den Hörsaal verließen, hielt Rory mit stolz geschwellter Brust seinen Vortrag über die Geschichte. Nach dem die angehenden Forscher auch von seinem Wissen begeistert waren, trat ein junger Mann in Erscheinung. Sein rotes Haar fiel im ins Gesicht und sein stolzer Vollbart thronte darunter. Mit einem schiefen Lächeln näherte er sich Rory, der sich bereits mit Annuncio unterhielt und klatschte in die Hände. Rory erkannte in der neuen Erscheinung seinen alten Rivalen Harold McShortern o' | ||
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+ | Nachdem der allgemeine Wissensdurst gestillt war, sandte Thomé seinen Sekretär, weitere Informationen zu den mutmaßlichen Entführern von Pai-Lins Vater einzuholen. Im Hafenviertel von Pomitain, so sagt man, gibt es eine Reihe unbenutzer Lagerhäuser, | ||
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+ | Annuncio erinnerte sich an sein Gespräch mit den jungen Damen auf seiner Reise und animierte seine Begleiter, den heutigen Ball oben im Schloss zu besuchen. In edelste Gewänder gekleidet, betraten die Helden die königliche Feier und ließen sich ankündigen. Den ein oder anderen interessierten Blick erhaschend, stürzten sie sich ins Getümmel. Die Adeligen der Gruppe machten ihre Aufwartung vor der bezaubernden Königin Elaine. Ihr rot gelocktes Haar war zu einer komplizierten Frisur zurecht gemacht und ihr königliches Gewand schimmerte in dem klassischen grün Avalons mit goldenen Fäden durchzogen. Dicht beim Thron verharrte in vor Pracht strotzender hochländischer Würde High King James McDuff in seinem traditionellen Kilt. Rory gab Annuncio einen Seitenhieb und riet ihm, sich besser nicht darüber lustig zu machen, da die Kinder der Hochlandmarschen sehr gereizt darauf reagieren können. Ebenfalls bemerkten Sie, auf einem Stuhl im Schatten der prächtigen Wandteppiche, | ||
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+ | Die freundschaftliche Auseinandersetzung zwischen Annuncio und Rory fand einen neuen Höhepunkt, als beide auf der Tanzfläche ihr Können bewiesen und selbt die erfahrensten Tänzer zum Staunen brachten. Der Abend wurde zur Nacht und so machten sie sich auf, ihren müden Geistern und Körpern ein wenig Ruhe zu gönnen. | ||
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+ | Früh am Morgen - zu früh für Rory und Annuncio - brachen sie nach Pomitain auf. Ein paar Tage dauerte die Kutschfahrt doch im Vergleich zu früheren Reisen war diese sehr entspannt. Die Hafenstadt Pomitain im Königreich Balig konnte man nicht wirklich als eine Augenweide bezeichnen. Die klassische Arbeiterstadt war übersäht mit Unrat auf den Straßen, verdreckten Fassaden und einem allgegenwärtigen Gestank nach totem Fisch. | ||
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+ | Sie suchten sich eine Unterkunft und schickten Henry und Albert los, das zu tun, was sie am besten können. Pai-Lin hat seit einiger Zeit nicht mehr gesprochen. Sie verfiel auf der Reise bereits in eine Art meditativer Trance und konzentrierte sich auf ihr Ziel. Für einen flüchtigen Augenblick erkannte sie in ihrem Geist die zärtliche und fürsorgliche Präsenz ihres Vaters und wusste nun, dass sie ihm bereits sehr nahe war. Die beiden Diener kehrten zurück und berichteten, | ||
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+ | Bald schon entdeckten sie die besagte Lagerhalle und schlugen sich in die Schatten. Annuncio plante, das Gebäude zu umrunden, um eine Hintertür zu suchen. Mutigen Schrittes trat Pai-Lin zum Haupttor und hämmerte an die Tür. Ein Mann namens Giacumo Audatio di Rosa öffnete ihr und sie fragte, so direkt es nur ging, wo ihr Vater sei. Darauf erwiderte er, nichts über den Verbleib einer solchen Person zu wissen. Pai-Lin trat an ihm vorbei und fand sich, umringt von bewaffneten Männern im inneren der Halle wieder. Mehrere Schüsse fielen und Pai-Lins Freunde eilten ihr zu Hilfe. Schwer verwundet streckte sie mit zwei gezielten Schlägen mit ihrer berühmten Messerhand den mutmaßlichen Anführer nieder. Ludwig schlich sich währenddessen an den Gegnern vorbei und schlitzte einem von ihnen mit gezielter Präzision die Kehle auf. Dann wandte er sich im allgemeinen Chaos Pai-Lin zu, spurtete auf die Verwundete los und riss sie mit sich nach draußen. Thomé versorgte die Verletzungen, | ||
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+ | Annuncio wollte das untere Stockwerk überprüfen und schritt die Treppe hinunter. Im selben Moment packte Rory seine Unbedachtheit und er öffnete die nächst beste Holzkiste. Er hörte einen Mechnanismus, | ||
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+ | Pai-Lin war völlig aufgelöst vor Sorge. Ihr Vater war nicht unter den Gefangenen und sie suchte verzweifelt. Einer Ihrer Landsleute erzählte, dass man einige von ihnen in Kisten gesperrt hätte, woraufhin Pai-Lin in die Tiefe der Verzweiflung stürzte. All die abgebrannten Kisten. Der Gedanke war schrecklich. Doch die anderen fanden heraus, dass ein Schiff mit Kisten aus dieser Halle beladen wurde und in Kürze ab fährt. Von einer Liste entnahmen sie den Namen des Schiffs. Ludwig rannte los, schnell wie der Wind. Die anderen vermuteten, er hätte eine Spur und folgten ihm, so schnell es ging. Im Hafen blieb er am Pier eines auslaufenden Schiffes stehen und rief den Matrosen zu, sofort anzuhalten. Diese ignorierten ihn. Die anderen schnappten sich ein Seil und schwangen an Bord. Pai-Lin kletterte die Schiffswand nach oben. Erzürnt über das unbefugte Betreten seines Schiffes, brüllte der Kapitän des Schiffes die Eindringlinge an. Thomé erklärte ihr Verhalten kurz und knapp, worauf der alte Seemann empört die Gruppe in den Lagerraum geleitete. | ||
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+ | Eine Vielzahl Kisten waren hier aufeinander gestapelt und so klopften sie erst einmal ab, ob jemand Antwort gab. Sie glaubten, ein schwaches Geräusch zu hören, worauf der Kapitän Stemmeisen orderte und seiner Mannschaft brüllend befahl, alle Kisten zu öffnen. Zehn Menschen, alle aus Cathay kamen zum Vorschein, darunter auch ein alter Mann mit langen weißen Bart. Pai-Lin erblickte den Mann und brach weinend über ihm zusammen. Bewusstlos lag er in der Kiste. Das Schiff legte wieder an und die Männer brachten die Gefangenen zu ihrer Unterkunft, wo alle mit dem Nötigsten versorgt wurden. | ||
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+ | Rory und Georg besichtigten die schwelenden Überreste der Lagerhalle, um zu überprüfen, | ||
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+ | Pai-Lin wachte am Bett ihres Vaters, bis dieser zu Bewusstsein kam. Ihre Freunde wandten sich ab und ließen die Wiedervereinigung ungestört stattfinden. Sie schloss ihren Vater in die Arme und er dankte ihr für die Rettung. Außerdem nannte er sich einen stolzen Mann, da seine Tochter trotz aller Widrigkeiten eine solch schwere Aufgabe bewältigen konnte. Im Wissen, dem Ungerechten auf dieser Welt mal wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht zu haben, verbrachten sie den restlichen Tag zusammen mit der Schiffsmannschaft und feierten ihren Sieg. | ||
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+ | ==== Endlich mal eine richtige Spur ==== | ||
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+ | Am nächsten Tag kümmerte Thomé sich um die Überfahrt nach Montaigne. Der Kapitän des Schiffes, mit welchem die Menschenhändler Pai-Lins Vater verschiffen wollten, willigte ein, die Gruppe überzusetzen, | ||
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+ | Vom Achterdeck des Schiffs beobachteten Rory und Annuncio die gelbe Wolke, wie sie sich ihren Weg entlang der Küste bahnte. Pai-Lin wachte währenddessen weiterhin unter Deck am Bett ihres Vaters. Überglücklich über das Wiedersehen wollte sie ihn jetzt nur noch so schnell wie möglich in Sicherheit bringen. Thomé schlug vor, alle Sklaven auf seinem Anwesen unterzubringen, | ||
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+ | Die Tage auf See verstrichen und hinterließen ihre Spuren. Rory jedoch war als erfahrener Seemann in seinem Element. Vom Krähennest aus beobachtete er den Horizont. Annuncio und Georg standen am Bug des kleinen Zweimasters. Vor ihnen bildete sich unnatürlich schnell Nebel, der schon bald das ganze Schiff umschloss. Bei genauerer Betrachtung erkannten die drei, dass sich im Nebel ein merkwürdiges Farbenspiel präsentierte. Der regenbogenfarbige Nebel bildete sich direkt vor der Bugspitze und bevor der Steuermann reagieren konnte, tauchte die Bugspitze bereits ein. Der Castillier und der Eisenländer erkannten, dass diese bereits nicht mehr zu sehen war. Rory rief sich die alten Seefahrerlegenden ins Gedächtnis und vermutete, dass dies ein Eingang in die mysteriöse siebte See sein könnte. Je weiter das Schiff in den Nebel eintauchte, desto weniger war davon zu sehen. Alle wichen zurück bis zum ersten Mast und beobachteten das Spektakel. Unter Deck konnten Pai-Lin und Thomé das beängstigende Phänomen auch beobachten, da sich auch die Wänder auflösten und verschwanden. Mutig machten Georg und Annuncio einen Satz in das Ungewisse und fanden sich auf der anderen Seite des fehlenden Schiffes wieder. Der farbige Schimmer hinter ihnen gab immer mehr vom Schiff preis und kurz darauf durchquerte auch die letzte Planke die Passage. Aufgeregt blickten sie um sich. Rory erkannte von seiner erhöhten Position eine Küste direkt vor der Bugspitze. Auf seinen Warnruf riss der Steuermann das Ruder herum, doch da lief das Schiff bereits schlagartig auf Land. | ||
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+ | Verwirrt blickte die Besatzung des Schiffes um sich. Thomé und Pai-Lin kamen an Deck, als sich der Nebel verzog. Vor ihnen lag eine weite Ebene mit einem Gebirgszug im Hintergrund. Üppiges Grün und Orangenbäume zierten die Ländereien. Der Navigator verkündete, | ||
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+ | Die Helden beschlossen, | ||
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+ | Die Fahrt nach Rioja verlief ereignislos. Annuncio schien dem Treffen mit dem anderen Don erwartungsvoll entgegenzublicken. Thomé dagegen sah eher angespannt aus. Er wappnete sich, einem möglichen Hinterhalt der Inquisition gegenüberzustehen. | ||
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+ | Die edle Hafenstadt Rioja lag am Fuße eines Berges, auf welchem die uralte Festung über der Stadt thronte. Die Stadt selber bestand aus vielen kleinen Häusern. Die großen Villen der Reichen und Adeligen waren eher die Ausnahme. Der Hafen war dagegen stark ausgeprägt. Große Fischkutter und ein blühender Handel waren dort zu finden. Im Zentrum der Stadt befand sich eine prächtige Villa, auf die die Gruppe zu steuerte. | ||
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+ | Am Eingangsportal wurden Sie als Gäste des Dons eingelassen und sogleich begrüßt. Eine typische castillische Villa präsentierte sich vor ihnen mit ihren weitläufigen Flügeln und großzügigen Gärten. Sie erklärten ihm die missliche Lage ihrer Mitreisenden und baten den Don um seine Unterstützung. Der Castillier strich sich über seinen gepflegten schwarzen Bart und dachte einen Moment nach. Schließlich entschied er sich, die Seefahrer mit Holz zu versorgen und zu versorgen. Außerdem bot er seinen Gästen an, das Abendmahl mit ihm zu teilen. Die Kochkunst in Rioja war im westlichen Castillien weit bekannt. Sie schmausten genüsslich zusammen und blieben noch für eine Nacht. | ||
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+ | Thomé besuchte diesen Abend noch eine Kampfschule, | ||
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+ | Am nächsten Tag setzten sie ihre Reise fort und baten den Don, ihre Grüße an die Seefahrer zu entrichten, die für ihren Dienst nun schiffbrüchig sind. Die Reise führte sie mehrere Tage an der Küste von Castillien entlang und folgten anschließend der Straße entlang des Gebirges. Schließlich erreichten Sie an einem warmen Sommertag das Dorf Fuente del Rio, in dem Don Annuncio beheimatet war. Er führte seine Gefährten in sein prächtiges Anwesen und wurde freudig von seinem kleinen Hofstaat empfangen. Ebenso herzlich wurde er kurz darauf im Stillen von seiner Favouritin im Dorf begrüßt. | ||
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+ | Die Gruppe verbrachte zwei entspannte Tage zu Gast bei Don Annunico. Sie erholten sich in der Hitze des castillischen Spätsommers und Annuncio leitete alles in die Wege, eine Zwischenunterkunft für die Sklaven einzurichten, | ||
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+ | Sie ließen das kleine Dorf am Fuße der Berge hinter sich und setzten den Weg nach Montaigne fort. In der mächtigen Hafenstadt Altamira beschafften sie sich eine Passage über den Handelsfluss. Mit an Bord befanden sich mehrere reisende Händler, Reisegruppen von Adeligen und eine zwielichtige Truppe von scheinbar kampferprobten Männern. | ||
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+ | Mit dem großen Handelsfluss hinter ihnen segelten sie in einen kleineren Fluss bis zur berühmten montaignischen Stadt Paix. Die größte Stadt südlich von Charouse ist bekannt für die unzähligen Botschaften aus nahezu allen Ländern und Regionen Theas. Die politische Aktivität hier ist in der Tat das politische Zentrum im westlichen Thea. Durch die vielen neu erschlossenen Gebiete der Stadt, die den Botschaftern genügend Platz bieten sollten, wurden jedoch nahezu ziellos bebaut. Daher trägt Paix in Montaigne den Spitznamen le Labyrinthe. | ||
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+ | Vom Hafen aus überlegten die Helden, wie sie hier am besten unterkommen sollten und entschieden sich für das Botschaftsviertel. Etwaige Verfolger würden es nicht wagen, im Gebiet der politischen Immunität zuzuschlagen. Bevor sie weiter reisten, wollten einige der Gruppe unbedingt auf einen politischen Ball gehen, allen voran Annuncio. | ||
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+ | Auf dem Ball herrschte reges Treiben. Diskussionen über Handelsabkommen und Bündnisse schlugen ihnen entgegen. Aber es wurde auch getanzt und so dauerte es nicht lange, bis Annuncio und Rory sich erneut auf dem Parkett begegneten und ihre Rivalität austrugen. Während sich Annuncio eine junge montaignische Adelige namens Ninette als Partnerin aussuchte, schwang Rory mit einer Botschafterin aus Vendel das Tanzbein, deren Name Margit war. Ihr Duell zog ein weiteres Mal alle Blicke auf sie und brachte die Botschafter zu Staunen, als sie zum großen Finale übergingen und Rory seinen Kontrahenten mit einer halsbrecherischen Drehung seine Partnerin herumschleuderte und sie wirbelnd wieder auffing. Als Annuncio ihm einen stechenden Blick zuwarf, blickte Rory süffisant lächelnd mit einem Funkeln in den Augen zurück. | ||
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+ | Am Rande der Tanzfläche unterhielten sich die anderen mit den verschiedenen Vertretern der Länder. Thomé und Georg hörten Gerüchte über Inquisitoren in der Stadt, worauf die beiden unverzüglich Albert los schickten, die Waffen und Pferde zu besorgen. Dann informierten sie den Rest der Gruppe und hielten sich bereit. | ||
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+ | Sie warteten eine ganze Weile und die Anspannung wurde immer größer. Thomé hatte seinen treuen Sekretär längst zurück erwartet. Aus Sorge beschlossen sie, sich auf die Suche zu machen. Albert kam nicht mal bei ihrer Unterkunft an, da sowohl Pferde als auch Waffen unberührt vorgefunden wurden. Eine Nachricht wurde ihnen zugesteckt, die Thomé in Rage versetzte. Er verkündete laut, dass die Inquistion Albert entführt hatte und nun Richtung Pourisse ritten. Sie haben wahrscheinlich etwas weniger als eine Stunde Vorsprung. | ||
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+ | Thomé saß auf und ritt im Galopp voran. Die anderen taten es ihm gleich und so jagten sie durch die Nacht. Im Morgengrauen erreichten sie Pourisse. Thomé hatte eine Ahnung, wo sie die Entführer finden konnten und die Aussage einer Stadtwache bestätigte dies. Eine Gruppe von Männern ritt hinaus zum ausgebrannten Anwesen auf dem Hügel, wo früher der Edelmann und Gelehrte Jaque de Mosseror lebte. Sie trieben ihre Reittiere weiter an und erreichten den Fuß des Hügels, wo Ludwig sie bat anzuhalten. Er hatte die Idee, die Gruppe durch eben den Geheimgang ins Haus zu führen, den er auf Anweisung seines Mentors zur Flucht benutzte. Er führte sie zu einer kleinen zugewachsenen Erhöhung auf dessen Kehrseite sich ein geheimer Zugang befand. Ludwig öffente und so stiegen sie ins Erdloch. | ||
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+ | Ein langer gemauerter Gang führte sie unter die Villa und vor einer Tür gab verkündete Ludwig, dass der Raum dahinter der Keller war. Vorsichtig öffneten sie die Tür einen Spalt und fanden den Raum verlassen vor. Jedoch nahmen sie gedämpfte Stimmen aus dem Stockwerk über ihnen wahr. Die Treppe hinauf schlichen sie bis vor den nächsten Raum, aus dem die Stimmen drangen. Sie öffneten die Tür einen Spalt und sahen den vor Wut schäumenden Inquisitor in seiner schwarz gefärbten Dracheneisenrüstung. Der selbe Mann, der ihnen schon in Freiburg auflauerte, Siegfried von Braun. Mit dem Panzerhandschuh schlug er Albert ins Gesicht, der dem Verhör scheinbar bemerkenswert stand hielt. | ||
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+ | Sie eröffneten aus dem Hinterhalt das Feuer auf den Entführer und seine Untergebenen, | ||
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+ | Thomé kümmerte sich um seinen Sekretär und Freund Albert, während die anderen nach Überlebenden unter den Feinden suchten. Albert hatte eine große Wunde erlitten, die sein Herr jedoch mit Leichtigkeit verarzten konnte. In ein paar Tagen dürfte er wieder auf die Beine kommen. Sie brachten zwei Überlebende in den Keller und begannen, diese zu verhören. Sie schimpften wild über ihre Henker und bezeichneten diese als Diener der Legion. Da es sich als sinnlos erwies, diese Männer weiter zu befragen wurden sie gefesselt. | ||
+ | |||
+ | Der Hinweis, der von de Mosseror hier verborgen wurde, war dank Ludwigs Hilfe einfach zu finden. Hinter einem Regal aus Massivholz, welches durch das Feuer, welches sein Besitzer legte, arg beschädigt wurde, fanden sie eine schwere Metalltür. Als diese geöffnet wurden, entdeckten sie das geheime Archiv des mysteriösen Gelehrten. Bänderweise Bücher über die verbotenen Studien und Feldforschungen reihten sich hier auf. Alle Unterlagen schienen unversehrt. In der Schublade eines Schreibtisches entdeckten sie ein Testament, welches Ludwig zum Alleinerben des gesamten Vermögens bestimmte und ein Reisebericht über die Ruine in Vodacce. Thomé vertiefte sich in den Bericht und studierte. Ludwig setzte sich schweigend in eine finstere Ecke im Erdgeschoss und wartete. Er, Annuncio und Rory entdeckten als erste die schemenhaften Gestalten in der Dämmerung. Sie wurden beobachtet. Sie rannten hinaus, versuchten die Beobachter zu ergreifen, doch diese verschwanden genauso schnell, wie sie erschienen. | ||
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+ | Als sie Georg und Thomé davon erzählten, konnten die beiden auch schon verkünden, was ihnen Jaque als Spur hinterließ. Thomé konnte aus den Aufzeichnungen eine geheime Botschaft entschlüsseln, | ||
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+ | Bevor sie sich auf den Weg machten, kümmerte sich Georg in alter Tradition der Eisenländer um den gefallenen Feind. Er nahm vorerst seine Dracheneisenrüstung an sich und gab ihm die letzte Ehre eines Kriegers. Bei seinen Habseligkeiten fand er ebenfalls einen Kompass, der jedoch nicht nach Norden zeigte. Die Nadel war fixiert und konnte gedreht werden. Der Zweck dieses Instruments blieb ihm vorerst verschlossen und er legte es zu seinen Sachen. Ludwig blieb zurück, um ihre Spuren zu verwischen und das Geheimarchiv zu verstecken. Außerdem sagte er, die beiden Gefangenen müssten noch etwas versorgt werden, damit sie am Leben bleiben. So ritt die Gruppe voraus und als sie außer Sichtweite waren, wurde Annuncio neugierig und kehrte nochmal zurück. Er sah sich nach den Gefangenen um, doch konnte er sie nicht entdecken. Ludwig kam ihm aus dem Keller entgegen und sagte, dass sie unten schlafen würden. Er begleitete Annunico hinaus und folgte den anderen. | ||
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+ | In Pays d'or verte angekommen, gönnten sich alle erst einmal ein gemütliches Bett und Schlaf. Die meisten von ihnen waren glücklich über diese Verschnaufpause. Nur Ludwig schien betrübt zu sein. | ||
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+ | ==== Die Front ==== | ||
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+ | Die Dauer der Rast ist maßgebend für die Kampfstärke der Truppe, sagte einst ein unbekannter Kommandant in den Kreuzzügen. Lange ist es her, dass die Gruppe sich in Pays d'or verte fanden und auf Grund von Ludwigs Erscheinen zu Gejagten der Inquisition wurden. Der Ort hat die letzte Begegnung mit den Fanatikern der Kirche gut überstanden. Die Schäden wurden repariert und es kam fast niemand zu Schaden. Der Schankwirt, der den Rückzug seines Herren deckte, wurde übel zugerichtet und hinkte schwer auf einem Bein. Thomé sicherte ihm beste Versorgung zu. Generell haben sich alle Bewohner des kleinen Dorfes als äußerst loyal erwiesen. | ||
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+ | Rory genoss es, den Tag in Thomés Bibliothek zu verbringen, während sich Pai-Lin im Garten an einigen Kampfübungen versuchte. Annuncio beschäftigte sich mit der adeligen Ninette, bevor diese in ihre Heimat reisen musste. Georg polierte die Schmauchspuren aus der Rüstung des gefallenen Inquisitors. | ||
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+ | Thomé zog es in den Nachbarort zu seiner Verwandschaft und bat dort, auf sein Lehen ein Auge zu werfen, da er noch länger auf Reisen ist. Gerne erklärten sie sich bereit, denn Blut ist ja bekanntlich dicker als Wasser. | ||
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+ | Ihre Reiseroute erinnerte sie an ihre ersten gemeinsamen Abenteuer. Mit der Kutsche, die sie schon damals vor der Inquisition rettete, reisten sie nach Entour, wo sie sich von Ninette verabschiedeten, | ||
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+ | Eine Schiffspassage sollte für sie den Weg über den großen Fluss in die Eisenlande bringen, wo sie in Prachtheim einen Zwischenstopp einlegten, um den Statuten der Ehre Respekt zu zollen. Angeführt von Georg gingen sie an Land, immer auf Gefahren achtend und stiegen zu dem unglaublichen Märchenschloss auf, um den höchsten Adel zu verpflichten, | ||
+ | |||
+ | Im Thronsaal angekommen bot sich ihnen ein merkwürdiges Bild. Die Höflinge und Hofdamen standen in großen Gruppen zusammen, runzelten die Stirn und tuschelten miteinander. Niemand schien die Neuankömmlinge zu bemerken. Vom Eisenfürst, | ||
+ | |||
+ | Durch die fundierten Kenntnisse über Musik des selbsternannten Barden konnte Rory mit Sicherheit sagen, dass der Name Mercurio in der Oper La Calisto stammte, in der der große Gott Jupitus sich in die Nymphe Calisto verliebte und seine Göttergattin Juno deswegen mit der Nymphe betrügen wollte. Mit Hilfe seines immer treuen Freundes Mercurio konnte er die Nymphe durch eine List davon überzeugen, | ||
+ | |||
+ | An dieser Stelle konnten Rory und Thomé das Stück erkennen und teilten sich ihren Freunden mit. Anuncio packte ein schelmischer Gedanke und schon ließ er seine Stimme laut erklingen und antwortete Jupitus als Mercurio. Nun erschien ein übergewichtiger, | ||
+ | |||
+ | Ein Berater des wahnsinnigen Eisenfürsten erklärte sich als verantwortlich und bat demütigst für seinen Herren um Entschuldigung. Anschließend vereinbarte Georg mit dem Höfling, dass die Rüstung der Familie von Braun an die Nibelungen überreicht wird, die diese Rüstung an den rechtmäßigen Erben weiterleiten sollten. | ||
+ | |||
+ | So setzten sie die Reise auf dem Handelsfluss fort. Mit ihnen an Bord bemerkten sie mehrere Gruppen von eisenländischen Kämpfern, die wohl in Ussura ihre Dienste anbieten wollten. | ||
+ | |||
+ | Nach ein paar ruhigen Tagen unterwegs lief das Schiff in den Hafen der ussurischen Stadt Odyssee ein. Früh bemerkten sie die massive Präsenz der montaignischen Armee. Der Handelsfluss war nahezu blockiert von den Versorgungsschiffen der Armee. | ||
+ | |||
+ | Die vor kurzem von Montaigne besetzte Stadt diente als Brückenkopf für militärische Aktionen. Hier wurden Versorgungsgüter untergebracht und an die Front geliefert. Nachschub an Soldaten wurde ebenfalls von der Stadt organisiert. Sie suchten sich eine Unterkunft für die Nacht und begaben sich alle auf ihre Zimmer. | ||
+ | |||
+ | Tief in der Nacht zog Anuncio seine Stiefel wieder an und stahl sich aus dem Haus. Er ritt mit seinem Pferd über Umwege durch die statt. Rory, wieder von seiner Neugier mitgerissen, | ||
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+ | Der Morgen brach an und Rory teilte den anderen mit, dass Anuncio wahrscheinlich ein Bordell in der Stadt aufgesucht hat. Er erlaubte sich einen nächtlichen Scherz in dem er das Pferd mit sich nahm und einige Straßen weiter wieder an band. Sie beschlossen, | ||
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+ | Don Anuncio hinterließ das Zeichen seines inspirierenden Vorbildes, El Vago, und betrachtete zufrieden sein Werk. Jetzt musste er nur noch die Stadt schnell genug verlassen, konnte jedoch sein Pferd nicht finden. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen suchte er hastig weiter und konnte Rorys Scherz im letzten Moment durchschauen. | ||
+ | |||
+ | Er traf seine Freunde vor den Stadtmauern und erntete ein paar vorwurfsvolle Blicke. Sie folgten ihrem geplanten Weg, der sie um die Hauptstreitmachten herum in die ussurische Hauptstadt führen sollte. Eine Woche in der herbstlichen Wildnis zeigten ihre Wirkung bei den überwiegend Adeligen. | ||
+ | |||
+ | In einem Waldstück kurz vor Einbruch der Dunkelheit führte Thomé die Gruppe um einen umgestürzten Baum herum, als ihn plötzlich eine Axt aus dem Sattel riss. Angeschlagen rappelte er sich auf und fand sich in einer Guerilliatruppe ussurischer Kämpfer wieder, die von einem großen Bären angeführt wurden. Als sich der Bär auf Thomé stürzte, sprangen seine Gefährten an seine Seite und attackierten die Ussurer. Anuncio Degen und Äxte wurden gekreuzt und Anuncio beendete die Auseinandersetzung in dem er seine innere Flamme auf die Laterne an seinem Sattel konzentrierte, | ||
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+ | Sie schlugen ihr Lager auf und versorgten die Verwundeten. Ein Ussurer überlebte die Auseinandersetzung und erklärte der Gruppe, dass sie für Söldner gehalten wurden und deswegen in den Hinterhalt gelockt wurden. Sie ließen den Kämpfer danach frei und gaben ihm die Waffen seiner gefallenen Kameraden und seine eigene zurück. Er erklärte ihnen noch etwas auf ussurisch, was sie jedoch nicht verstehen konnten und verschwand in der Nacht. | ||
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+ | Der restliche Weg schien keine Gefahren mehr zu bergen, weshalb sie schon bald am Horizont die mächtige Stadt Pavtlow erblickten. | ||
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+ | ==== Koshchei ==== | ||
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+ | Alte Gemäuer, mächtige Bauten, Architektur von einmaligem Werk und ein demütiges, aber dennoch stolzes Volk. Pavtlow ist die Hauptstadt des Landes Ussura. Die Helden haben sich hier eingefunden, | ||
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+ | Doch vorerst trieb sie ihr adeliges Blut in ein Badehaus. Gemeinsam gönnten sie sich ein paar Stunden Entspannung. Annuncio orderte eine Massage und Rory packte ein schelmischer Gedanke. Er suchte sich die gröbste Masseurin des Badehauses aus und bezahlte sie fürstlich, um Annuncio mehr als die übliche Massage zu bieten. Er genoss es fürstlich, als der castillische Adelige den Massageraum fluchtartig verließ. | ||
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+ | Sie suchten verzweifelt eine Unterkunft in der Stadt, hatten jedoch wenig Glück. An der Universität versprachen sie sich Antworten, oder sogar den ominösen Mitverschwörer zu treffen. Also machten sie sich dorthin auf. Um dorthin zu gelangen, passierten sie die Grenze zur inneren Stadt, in der die hohen Adeligen - die Bojaren - und ihr Gefolge lebten, wenn sie in die Stadt kamen. Rory bemerkte immer wieder, wie einige Gestalten in schattigen Gassen lauerten und konnte ihre Augen auf sich spüren. Immer wieder wandte er sich um und machte kurz darauf seine Begleiter darauf aufmerksam. Um den mysteriösen Verfolgern keine Informationen zu liefern, beschlossen sie, sich aufzuteilen. In zwei Gruppen folgten sie Umwegen und Schleifen, bis sie die Universität erreichten. Angekommen im Zentrum der Stadt bot sich ihnen ein unvergleichlicher Anblick. Der glanzvolle Palast des Gaius, mit seinen bunt gestreiften Dachkuppeln, | ||
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+ | Die Universität wurde unmittelbar im Schatten des Palastes errichtet. So prunkvoll dieser war, desto schlichter wirkte die Universität neben ihm. Die mächtigen Bojaren sandten ihren Nachwuchs dorthin, um ihnen eine elitäre Bildung zu ermöglichen. Nirgendwo auf ganz Thea wurde der Wissensdurst je mit annähernd ähnlicher Disziplin verfolgt. Thomé wurde beim Direktor der Universität vorstellig und beschrieb diesem sein Anliegen. Jaque du Mosseror galt hier als angesehener Forscher und die Nachricht seines Ablebens schien den Direktor sichtlich zu betrüben. Ohne Weiteres nannte man ihnen den Namen eines in der Stadt befindlichen Bojaren, welcher für Aufklärung sorgen konnte. Anschließend ließen sich Thomé und Rory erneut dazu hinreissen, eine Gastvorlesung zu halten. | ||
+ | |||
+ | Nachdem die beiden erneut die Auditorien mit wissbegierigen Studenten fluteten, begaben sie sich erneut, aufgeteilt in zwei Gruppen, zu ihrem neuen Ziel. Auf den Straßen kam es zu mehreren kleinen Auseinandersetzungen mit Männern, die offensichtlich ihr Handwerk in den Eisenlanden erlernt hatten. Rory meinte, unter ihnen Herbert Pfeiffer, den Adjutanten des berühmten Kopfgeldjägers und Söldners Torsten Grün, erkannt zu haben. Doch konnte keiner der Männer befragt werden, da diejenigen, die nicht vor der Stadtwache flüchten konnten, gnadenlos niedergestreckt wurden. | ||
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+ | Als sie sich wieder zusammen fanden, konnte Rory durch sein Wissen über die Söldner glänzen. Allerdings beunruhigten ihn diese Nachrichten, | ||
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+ | Wieder vereint stellten sie sich bei dem Bojaren Vladimir Sladivgorod v' | ||
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+ | Der bald einsetzende Winter gestaltete ihre Reise äußerst unangenehm. Besonders Don Annuncio litt unter der unmenschlichen Kälte. Er löste sein Problem, in dem er sich stets eine Ladung glühende Kohlen in die Taschen schüttete, die ihn und seine Kleidung dank der Flamme in seinem Inneren nicht schädigten. | ||
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+ | Im Nordosten des Landes angekommen, erreichten sie nach allen Strapazen endlich Sladivgorod. Die dunklen Wolken eines Schneesturms hüllten die Stadt in eine schaurige Atmosphäre. Eine Vielzahl von Wachen und Soldaten, gekleidet in den Farben der Stadt, beobachtete jeden ihrer Schritte. Die Einwohner starrten sie für einen Moment verblüfft an, bevor sie sich erschrocken abwanden. Die Stadt zeugte von einer schlechten Führung und Armut unter dem Volk. Die grimmigen Soldaten verkörperten den Anschein einer tyrannischen Regierung. Allgegenwärtig wirkte die Furcht auf die Helden. | ||
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+ | Ihr Ziel sollte das große Schloss auf dem Felsen direkt über der Stadt sein. Hohe Türme und unzählige Anbauten zeugten gerade zu von architektonischem Wahnsinn. Ein gewundener Pfad führte sie den Fels hinaus vor das große, schwere Portal aus altem Holz. Die Wachmänner starrten sie eine ganze Weile ungläubig an, bis sie nahe genug waren, um ihr Anliegen zu nennen. Einer der Männer öffnete die Pforte und verschwand darin. Nach einer kurzen Wartezeit wurden die großen Tore aufgeschwungen und die Gruppe wurde hineingelassen. | ||
+ | |||
+ | Im Inneren des alten Schlosses verstärkte sich die düstere Stimmung bis zu ihrem Maxiumum. Ein unsäglicher Wind setzte ein und sandte sein fürchterliches Heulen durch die düsteren Hallen. Ein Kronleuchter an der hohen Decke sorgte für unzureichende Beleuchtung und verursachte so eine Vielzahl an undurchsichtigen Schatten. Eine ganze Wand des Raumes wurde durch ein großes Gemälde eines kahlen Mannes mit dunklen Haarkranz und einem langen Kinnbart bedeckt. Die schwere, lange Pelzkleidung und der Wanderstab gaben ihm etwas von einem Hexer aus alten Legenden. Dann hörten sie Schritte auf der großen Treppe und standen plötzlich vor genau diesem Mann. Aus tiefen Augenhöhlen wurden sie von grünen Augen gemustert und der Mann stellte sich als Koschchei vor. Er hörte schon lange von dem Kommen seiner Besucher und war dementsprechend vorbereitet. Überrascht ließen sich die Besucher des mysteriösen Mannes in eine Art Abendstube führen. Unzählige Gemälde von Familienmitgliedern säumten den Weg. | ||
+ | |||
+ | Sie nahmen auf mehreren vorbereiteten Bänken und Sesseln Platz. An der Stirn wurde ein schwerer, alter Sessel mit grotesk verzierten Schnitzereien bereitgestellt, | ||
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+ | Thomé entnahm der folgenden Erzählung des unheimlichen Bojaren, dass er zusammen mit Jauqe du Mosseror das pyramidenförmige Artefakt aus der Ruine in Vodacce in der Nähe des großen Sees Vigil verbarg. Er verriet ihnen, dass die beiden Männer unabhänig voneinander die Höhle, die sie auswählten, | ||
+ | |||
+ | Am nächsten Morgen sahen sie den alten Mann nicht wieder und ritten los. Die Einheimischen schienen wie ausgetauscht, | ||
+ | |||
+ | Die von Koschchei beschriebene Halbinsel kam schon bald in ihr Sichtfeld. So ritten sie vorsichtig weiter und verließen die Straßen, bis der Höhleneingang in Sicht kam. Sie sattelten ab und eigneten sich ihre Ausrüstung an, als eine Vielzahl bewaffneter Männer aus dem Dickicht stürzte. Rory erkannte, dass es sich um die gefürchteten Kopfgeldjäger handelte. Schnell fanden sich die Gegner im Kampf und fügten einander bösartige Wunden zu. Der gut gerüstete Georg musste feststellen, | ||
+ | |||
+ | Erschöpft fanden sich die Gefährten auf dem Feld des Sieges wieder feierten einen kleinen Moment ihren überragenden Sieg. Thomé versorgte einmal mehr die Wunden seiner Freunde, bevor sie sich dem Höhleneingang näherten. Gerade noch rechtzeitig erkannten sie, dass kurz nach dem Eingang ein Stolperdraht in der Höhle gespannt war, der mit Sprengsätzen an den Stützbalken verbunden war. Vorsichtig umgingen sie die Falle und begaben sich ins Innere der Höhle. Am Ende eines dunklen Ganges standen sie vor einer schweren Tür. Dahinter fanden sie eine runde Kammer, in deren Mitte ein Sockel. Darauf lag eine faustgroße, | ||
+ | |||
+ | Triumphiernd verließen sie die Höhle und traten ins Freie, wo sie ihre Pferde sattelten und sich sofort aufmachten, das Land zu verlassen, wie es ihnen geraten wurde. | ||
+ | ==== Das Züngeln der Schlange ==== | ||
+ | |||
+ | Es ist vollbracht. Das lange gesuchte Syrneth-Artefakt befindet sich im Besitz der Gelehrten. Wie mit dem gruseligen Hexer Koschchei vereinbart, machten sie sich nun auf den Weg, das Land so schnell wie möglich zu verlassen, da dieses durch das Artefakt einiges an Leid erdulden musste. Ihr nächstes Ziel sollte erneut Vodacce sein, wo der Handelsprinz Vincenzo Caligari auf die Feinde seines Vetters mit einem Vorschlag wartete. Gemeinsam wählten sie eine Reiseroute durch die Halbmondreiche, | ||
+ | |||
+ | Ihr Weg führte sie weit in den Süden und schon bald traf sie die volle Härte des ussurischen Winters. Eines abends kletterte Pai-Lin in der Nähe ihres Nachtlagers auf einen Baum, um sich für die Wache einen besseren Überblick zu verschaffen. Ein Eichhörnchen näherte sich ihr mit untypischen Verhalten und setzte zum Sprung an. Da landete ein laut krächzender Rabe neben der jungen Frau und fixierte das wilde Nagetier mit seinen grünen Knopfaugen. Das Eichhörnchen verschwand wieder in der Nacht, Pai-Lin flüsterte dem Raben Worte des Dankes zu und berichtete ihren Freunden von der Begegnung. Schon seit einigen Tagen bemerkten sie, dass ein Rabe stets in ihrer Nähe flog. Da sie bereits die ussurische Verwandlungsmagie Pyeryem am eigenen Leib erfahren haben, vermuteten sie dahinter einen Zauber Koschcheis, der ihnen Schwierigkeiten aus dem Weg räumen wollte. | ||
+ | |||
+ | Die Stätte einer legendären Schlacht führte sie weiter in den Süden. Eine tiefe Schlucht, an deren Seiten einst mächtige Festungen das Land vor dem grausamen Eroberer Khan verteidigten, | ||
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+ | Sie umgingen das Olympusgebirge auf östlicher Route und erblickten den Spiegel, das Meer zwischen Cathay und dem Halbmondreich. Nach einiger Zeit erreichten sie die erste Etappe in diesem unbekannten Land. Die Stadt Trebizond mit ihren hohen goldenen Kuppeln und den weißen Mauern ist eins der größten Handelszentren im Halbmondreich. Vor den Stadttoren wachten Männer mit Helebarden, die ihre Gesichter verhüllten und durch die dünnen Sehschlitze bedrohliche Blicke auf die Gruppe warfen. | ||
+ | |||
+ | Im Inneren der Stadt zeigte sich ihnen eine völlig neue Kultur. Verhüllte Gestalten trugen fürstlichen Goldschmuck, | ||
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+ | Der Händler wies ihnen den richtigen Weg, auf dem sie das Land weiter bereisen sollten. Auf keinen Fall sollten sie den Landweg nach Vodacce nehmen, da dieser von der kirchlichen Armee gesichert wird. Die sicherste Route wäre zu See über ein Schiff der Bernoulli Familie, da diese eine Erlaubnis des verstorbenen Hierophanten erhielten, die verbotene See zu befahren, um Handel mit dem Halbmondreich zu treiben. Die Schwierigkeit war jedoch, bis in eine der Hafenstädte an der Westküste zu kommen. Hierzu müssten sie die Wüste alleine durchqueren, | ||
+ | |||
+ | Gestärkt durch die Unterstützung des zuvorkommenden Händlers ritten sie weiter. Die Landschaft um sie herum veränderte sich rasch von saftigen Gräsern in eine triste Steppe, die allmählich vom Sand verschlungen wurde. Auf der Hälfte der Strecke nach Shehir-Kum trafen sie auf ein Lager der wandernden Stämme, die noch so lebten, wie es ihre Vorfahren schon vor Jahrhunderten taten. Mit Hilfe Alberts verständigten sie sich und erfuhren, dass sie noch nicht weiter in die Berge gezogen sind, weil ihr Häuptling schwer erkrankt ist und man nun gemäß der Traditionen wartet und den sterbenden Mann pflegt, bis er seinen letzten Atemzug aushaucht. Da sie zum Stamm der Jadur' | ||
+ | |||
+ | Während ihres Aufenthaltes ließen sie sich von den Nomaden die Hintergründe des Rituals zum Übergang in das Paradies erklären. Bei der Geburt erhält jeder Mensch zwei Engel. Der erste Engel listet alle guten Taten auf, während der zweite alle schlechten Taten und Verstöße gegen die strikte Lebensweise der Halbmondreiche notiert. Wenn ein Mensch stirbt, holen die Engel die Seele aus dem Körper und entscheiden, | ||
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+ | Am zweiten Tag ihres Aufenthaltes riefen die Ältesten den Stamm zusammen. Der alte Häuptling würde jetzt seine Reise antreten. Sie versammelten sich alle im großen Zelt und bildeten einen Halbkreis um das Bett des Sterbenden. Er flüsterte mit letzter Kraft der älteren Frau an seiner Seite etwas zu und sank schließlich in sich zusammen. Die Angehörigen knieten nieder und murmelten lange Gebetszeilen, | ||
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+ | Am nächsten Tag näherte sich dem Lager eine Karawane mit ungefähr zwei Dutzend Kamelen. Ein beleibter Mann ritt voran, dich gefolgt von einem muskulösen Krieger mit dunkler Haut und zwei Katars. | ||
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+ | Pai-Lin lief der ankommenden Karawane entgegen und begrüßte den Anführer herzlich. Abib ibn Jadim al Jadur' | ||
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+ | So verabschiedeten sie sich von ihren Gastgebern und wünschten ihnen eine gute Rückkehr in die nördlichen Gebirge, wo der Stamm zu überwintern gedachte. Die Muglak' | ||
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+ | Nach ein paar Tagen erblickten sie das südliche Gebirge, überthront von der wichtigsten Pilgerstätte des Reiches, dem Berg Karada. Die Sonne sank tiefer, als sie sich näherten und so entschieden sie, erneut zu rasten. Am Lagerfeuer kam Abib auf die Geschichte über das Artefakt zurück und fragte, ob er diesen mysteriösen Gegenstand wohl sehen dürfte. Nach kurzer Beratung demonstrierten sie dem Händler in einem Zelt ihren Fund. Georg öffnete die Kiste behutsam und stellte es auf den Tisch. Nur kurz konnten sie die kleine, schwarze Pyramide bestaunen, bevor an dieser in einem unheimlichen, | ||
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+ | Der nächste Morgen brach an und Georg fühlte sich schrecklich schlecht. Die Verletzungen wurden gut verarztet, dennoch konnte er seine Gliedmaßen noch nicht vollständig kontrollieren. Pai-Lin erwehrte sich erneut einer Giftschlange und warf diese Weit in die Wüste. | ||
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+ | Eine Tagesreise vom Fuß des Gebirges entfernt, kam ihnen eine einsame Gestalt entgegen. Der athletisch wirkende Mann, in schwarzen Stoffbahnen gekleidet, musterte sie durch die dünnen Sehschlitze mit stechenden Augen. Er sprach auf einer Sprache der Halbmondreiche und nur Abib konnte für sie übersetzen. Im Namen des Anführers seines Stammes überbrachte er die Einladung zu einem Gespräch. Sie würden auf dem Gipfel des Berges Ozayrat erwartet werden. Danach entfernte sich der Mann in die selbe Richtung. Abib befahl seinen Männern, noch am Nachmittag ein Lager aufzuschlagen. | ||
+ | |||
+ | Die Helden bemerkten, dass die Stimmung unter den Männern Abibs kippte und alle blickten ängstlich Richtung Gebirge. Der Händler erklärte, dass sie sich im Gebiet des Stammes der Yilan' | ||
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+ | Am Fuß des Gebirges trennten sich ihre Wege und sie bedankten sich bei dem freundlichen Händler, ohne den sie niemals lebend bis hierer gekommen wären. Pai-Lin umarmte ihren alten Freund. So zog die Karawane weiter. | ||
+ | |||
+ | Ein gewundener Pfad schlängelte sich bis zum Gipfel hinauf. Rory wurde mulmig zu Mute und der Anblick des vom Nebel umhüllten Gipfels verstärkte dieses Gefühl. Sein Instinkt widerstrebte, | ||
+ | |||
+ | Rorys Magen überschlug sich vor Unbehagen, als er die Schwelle in die große Hütte überschritt. Hinter einem Schreibtisch saß die kleine Gestalt eines alten Greises. Unter der Kapuze schimmerten raubtierhafte Augen aus dem Schatten. Ein süffisantes Grinsen jagte allen einen kalten Schauer über den Rücken. Knochige Finger machten den Anschein von Krallen. Auf dem Schreibtisch lagen mehrere Dolche und Messer zur Zierde drapiert. | ||
+ | |||
+ | Er nannte seinen Namen. Ebedi Yilan al' | ||
+ | |||
+ | Ebedi nahm hinter seinem Schreibtisch Platz und verspottete Rory. Er erklärte den Kampf für beendet. Die anderen halfen ihrem inishen Gefährten auf die Beine und wunderten sich über die Gnade Ebedis. Er hätte Rory problemlos niederstrecken können, doch verzichtete er darauf. Überzeugt von seiner Vertrauenswürdigkeit waren sie kurz davor, ihm das Artefakt unter heftigen, gekeuchten Protesten seitens Rory auszuhändigen. Thomé sah Ebedi tief in die Augen, als ihn ein ungutes Gefühl beschlich. Er riet seinen Freunden davon ab, das Artefakt zu übergeben, denn sie mussten Koschchei versprechen, | ||
+ | |||
+ | Schnellen Schrittes verließen sie die Höhle, während ihnen viele der Einwohner folgten. Der bedrohliche Anblick trieb sie zur Eile an. Ein Zischen ließ sie ein weiteres Mal nach hinten blicken und so sahen sie eine wahre Flut an Yilan-Vipern, | ||
+ | ==== Die Kunst der Flucht ==== | ||
+ | ==== XP in diesem Abschnitt ==== | ||
+ | |||
+ | Nur die erhaltenen Grund XP, die auch für abwesende Spieler, NSC und Henchmen relevant sind. | ||
+ | |||
+ | 1. 3 | ||
+ | 2. 7 (10) | ||
+ | 3. 4 (14) | ||
+ | 4. 4 (18) | ||
+ | 5. 5 (23) | ||
+ | 6. 7 (30) | ||
+ | 7. 4 (24) | ||
+ | 8. 6 (40) | ||
+ | 9. 6 (46) | ||
+ | 10. 6 (52) | ||
+ | 11. 7 (59) | ||
+ | 12. 8 (67) | ||
+ | 13. 8 (75) | ||
+ | 14. 9 (84) | ||
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